Ersatzbaustoffverordnung verhindert Recycling von Baustoffen

Novelle behindert Baubranche auf ihrem Weg zu mehr Nachhaltigkeit

02.08.2023 - München

Der am 2. August 2023 erreichte globale Erdüberlastungstag könnte später im Jahr liegen, wenn mehr Baustoffe im Stoffkreislauf gehalten und recycelt würden. Die am 1. August in Kraft getretene Ersatzbaustoffverordnung ist die gesetzliche Stellschraube für die Wiederverwendung von Baustoffen. Mit der nun gültigen Fassung hat der Gesetzgeber erneut eine große Chance vertan – denn Recycling von Baustoffen ist weiterhin kompliziert und kostspielig.

„Mit der jetzigen Regelung wird die mobile Aufbereitung von Baustoffen enorm erschwert bis unmöglich gemacht. Dabei könnten gerade mineralische Baustoffe unkompliziert wiederverwendet werden“, sagt Prof. Dr. Norbert Gebbeken, der Präsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau. „Bestandsgebäude sind kostbare Rohstofflager!“

„Die gerade in Kraft getretene Verordnung geht weiterhin zu sehr davon aus, dass sogenannte Ersatzbaustoffe im Straßen- und Tiefbau ‚verfüllt‘ werden. Sie werden damit zu Baustoffen zweiter Klasse; ein Downgrading. Das verstehen wir nicht als Recycling“, so Gebbeken. „Mineralische Baustoffe aus dem Abbruch sind hochwertige Rohstoffe erster Klasse, die wieder zu dem werden können, was sie waren; beispielsweise zu Betonbauteilen oder Mauerwerkswänden.“

„Ersatz- bzw. Recyclingbaustoffe müssen selbstverständlich zertifiziert werden, damit sie nicht umweltschädlich sind. Wichtig ist aber, dass das direkt auf der Baustelle erfolgen kann. Sonst müssen Abbruchmaterialien in teilweise weit entfernte stationäre Aufbereitungsanlagen gefahren werden. Das bedeutet einerseits eine Belastung für Mensch und Umwelt durch Lärm, (Fein-)Staub und mehr Verkehr sowie andererseits eine unnötige hohe CO2-Emission“, kritisiert Gebbeken.

Umfrage zur Wiederverwendung von Baustoffen

Umfrage zur Wiederverwendung von Baustoffen - Dezember 2022

Geänderte politische Regelungen sind aus Sicht der Kammermitglieder der wichtigste Hebel, damit mehr Baustoffe wiederverwendet werden. 

In einer Umfrage der Kammer im Dezember 2022 gaben fast die Hälfte der Abstimmenden (48%) an, dass es geänderte gesetzliche Regelungen brauche, damit mehr Baustoffe wiederverwertet werden. Stärkere finanzielle Anreize (24,3%) und mehr Interesse seitens der Investoren (18,3%) wurden an zweiter und dritter Stelle genannt.

 
 

Sustainable Bavaria

Prof. Dr.-Ing. Norbert Gebbeken, Präsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau

Damit Bayern seine Klimaziele erreichen kann, hat die Bayerische Ingenieurekammer-Bau das Bündnis „Sustainable Bavaria“ initiiert; ein Zusammenschluss wichtigster Verbände und Kammern der bayerischen Bauwirtschaft, die deren digitale und ökologische Transformation vorantreiben wollen.

„Ein ‚weiter so‘ kann es nicht geben“, stellt BayIka-Präsident Prof. Gebbeken fest. „Wir von ‚Sustainable Bavaria‘ wissen, was zu tun ist. Wir haben das technische Know-How und die Möglichkeiten. Wir sehen bereit, um gemeinsam eine lebenswerte Zukunft zu bauen. Die Politik muss jetzt endlich entschlossen handeln!“

Bündnispartner von "Sustainable Bavaria" bei der Übergabe des Maßnahmenkatalogs an Bauminister Christian Bernreiter

In einem breiten Verbund haben die wichtigsten Player der Branche einen Maßnahmenkatalog erarbeitet, der am 13. September 2022 an den Bayerischen Bauminister Christian Bernreiter übergeben wurde und seitdem fortlaufend auch in anderen Ministerien und bei Treffen mit den Landtagsfraktionen vorgestellt wird.

Alle Infos auch unter:

Sustainable Bavaria: Zu Gast bei den Ministern Aiwanger und Glauber

Sustainable Bavaria: Zu Gast bei Minister Aiwanger
Sustainable Bavaria: Zu Gast bei Minister Glauber
 

Nachdem das bayerische Bauministerium die Unterstützung bei der Umsetzung der von "Sustainable Bavaria" vorgeschlagenen Maßnahmen zugesagt hat, waren die Bündnispartner am 18. April bei Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger zu Gast. Einen Tag später, am 19. April, gab es ein Gespräch der Bündnispartner von "Sustainable Bavaris" mit Umweltminister Thorsten Glauber, um auch hier weitere Anknüpfungspunkte für die Transformation der Bauwirtschaft in Bayern herauszuarbeiten.

Handlungsbedarf Digitalisierung und Nachhaltigkeit

Die beteiligten Partner, Expertinnen und Experten bei Sustainable Bavaria

An dem Runden Tisch „Beschleunigte digitale und ökologische Transformation der Bauwirtschaft in Bayern“ beteiligen sich die folgenden Partner:

  • A4F (Architects for Future)
    Andrea Heil
  • Baustoff Recycling Bayern e. V.
    Stefan Schmidmeyer, Andreas Thaler
  • Bayerische Architektenkammer
    Präsidentin Prof. AA Dipl. Lydia Haack, Vizepräsident Dipl.-Ing. Univ. Franz Damm, Dipl.-Ing. Univ. Jutta Heinkelmann, Dipl.-Ing. Univ. Thomas Maria Lenzen, Dr. Eric-Oliver Mader, RA Lia Möckel, Dipl.-Ing. Univ. Katrin Schmitt, Dipl.-Ing. Univ. Kathrin Valvoda, Dipl.-Ing. (FH) Petra Wurmer-Weiß
  • Bayerischer Bauindustrieverband e. V.
    HGF Thomas Schmid, Werner Goller, RA Robert Huber, Dr. Florian Hüller, Martin Schneider, Dr. Josef Wallner
  • Bayerischer Industrieverband, Baustoffe, Steine und Erden e. V.
  • Bayerische Ingenieurekammer-Bau
    Präsident Prof. Dr.-Ing. Norbert Gebbeken, 2. Vizepräsident Dr.-Ing. Werner Weigl, Vorstandsmitglied Dr.-Ing. Markus Hennecke, Vorstandsmitglied Dipl.-Ing. (FH) Alexander Lyssoudis, HGF Dr. Ulrike Raczek, Elisabeth Aberger, Franziska Maier M.Sc.
  • Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V., Landesverband Bayern
    Vorsitzender Dr.-Ing. Bernhard Böhm, stellvertretender Vorsitzender Dr.-Ing. Andreas Rimböck, Geschäftsführer Daniel Eckstein
  • Die Wohnungswirtschaft Bayern (VdW Bayern)
    Verbandsdirektor und geschäftsführender Vorstand Hans Maier
  • Planerverbände Ingenieure
    Vorsitzender Dr.-Ing. André Müller, Verband Beratender Ingenieure e.V., Landesverband Bayern

Weitere Expertinnen und Experten:

  • Prof. Dr. Diane Ahrens, Leiterin Technologiecampus Grafenau, Smart Region, TH Deggendorf
  • Matthias Braun, Leonhard Obermeyer Center, TUM
  • Birgit Gehr, BLUES bay. Logistik, Umwelt und Entsorgungs Systeme GmbH
  • Marcus Grimm, Bürgermeister, bay. Gemeindetag
  • Prof. Dr.-Ing. F. Wolfgang Günthert, Vorsitzender, Deutscher Expertenrat für Umwelttechnologie und Infrastruktur e.V.
  • Friedel Heckenlauer, Bürgermeister, bay. Gemeindetag
  • Dr. Peter Henke, Vereinigung der Prüfingenieure in Bayern
  • Florian Hugger, Lang Hugger Rampp GmbH Architekten
  • Prof. Dr.-Ing. M. Arch. II (UCLA) Werner Lang, Lehrstuhl für energieeffizientes Planen und Bauen, TUM
  • Dipl.-Ing. Arne Lorz, Landeshauptstadt München
  • Prof. Dr. Holger Magel, Bodenordnung und Landentwicklung, TUM, Bay. Akademie Ländlicher Raum
  • Prof. Stephan Pauleit, Lehrstuhl für Strategie und Management der Landschaftsentwicklung, TUM
  • Stephan Reiß-Schmidt, Stadtdirektor a. D., Initiative Bodenrecht
  • Prof. Dr. Jasmin Riedl, Professur für Politikwissenschaft, insbesondere Innenpolitik und Vergleichende Regierungslehre, Universität der Bundeswehr München
  • Prof. Amandus Samsøe Sattler, Bundesstiftung Baukultur, DGNB e. V.
  • Michael Weiß, Ettengruber - Abbruch – Tiefbau – Transport – Recycling – Grubenbetrieb – Erdaufbereitung

Die sechs Themenschwerpunkte im Überblick

 
 

Quelle: Bündnis Bayerische Bauwirtschaft / Bayerische Ingenieurekammer-Bau, Fotos: STMB, Tobias Hase; Bru-nO/pixabay.de

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