"Eine gute Zukunft bauen - Building a good Future", so lautete das Motto des 30. Bayerischen Ingenieuretages, den die Bayerische Ingenieurekammer-Bau am 28. Januar 2022 per Live-Stream an die Bildschirme rund 1.000 zugeschalteter Gäste übertrug. Im Mittelpunkt der Vorträge und der abschließenden Podiumsdiskussion stand die Frage, ob die Baubranche wachsen und gleichzeitig nachhaltiger werden könne. Fazit: Es gelte, Baumaterial im Stoffkreislauf zu halten und Bestandsbauten zu ertüchtigen.
Mit Vorträgen von Kammerpräsident Prof. Dr. Norbert Gebbeken, der bayerischen Bauministerin Kerstin Schreyer, Prof. Dr.-Ing. Lamia Messari-Becker (Vortrag in der Video-Aufzeichnung leider aus rechtlichen Gründen nicht verfügbar) und Prof. Dr. Dr. Ortwin Renn waren wieder hochkarätige Referenten am Start, die auch an der von Tilmann Schöberl vom Bayerischen Rundfunk moderierten Diskussionsrunde teilgenommen haben. Besonders beeindruckend war auch die Sandmalerei von Frauke Menger (www.frauke.de).
„Es ist die Stunde des Bestands“, sagte Key-Note-Speakerin Prof. Dr.-Ing. Lamia Messari-Becker. Es sei das Gebot der Stunde, Baustoffe im
Stoffkreislauf zu halten, so die Professorin für Gebäudetechnologie
und Bauphysik. Dafür müsse so gebaut werden, dass beim Rückbau die
einzelnen Baustoffe recycelt und neu eingesetzt werden können.
Messari-Becker stellte klar, wie wichtig ein nachhaltiges Agieren gerade im Baubereich ist: "Bauen
ist extrem umweltrelevant. 187 Tonnen Material aus dem Bereich Gebäudebestand trägt jeder Mensch wie einen Rucksack mit sich."
Gleichzeitig werde der Ressourcenverbrauch zunehmen, weil die Weltbevölkerung nach einem höheren Lebensstandard strebe. Appelle zum Verzicht seien hier nicht der richtige Weg, fand Messari-Becker. Als Ingenieurs- und Wissensnation sei Deutschland gefordert, Lösungen zu entwickeln, um Materialverbrauch von Umwelteffekten abzukoppeln. Der Kreislaufwirtschaft käme dabei höchste Bedeutung zu, fand Messari-Becker. In Quartierslösungen zu denken und serielles und modulares Bauen voranzutreiben, sei ein wichtiger Schritt.Als Ingenieurs- und Wissensnation sei Deutschland gefordert, Lösungen zu entwickeln, um Materialverbrauch von Umwelteffekten abzukoppeln.
Nachhaltiges Wachstum sei kein Widerspruch, erläuterte der zweite Gastredner, Prof. Dr. Dr. Ortwin Renn. Wachstum sei nicht per se zu verteufeln, denn es schaffe auch Anreize für Innovationen. „Alles darf wachsen, solange es die planetaren Grenzen nicht überschreitet“, so Prof. Dr. Dr. Ortwin Renn weiter. Der wissenschaftliche Direktor des Potsdamer Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) wies darauf hin, dass Wachstum auch Anreize für Innovationen schaffe. Nachhaltiges Wachstum sei kein Widerspruch in sich, so Prof. Dr. Dr. Renn, der auch einer der Leiter des Forschungsinstitutes DIALOGIK ist, das innovative
Kommunikations- und Partizipationsstrategien in Planungs- und
Konfliktlösungsfragen erforscht und erprobt.
Präsentation zum Download
"Bauen und Wachstum sind schon seit Jahren gerade in Deutschland eng miteinander verbunden. Aber stößt das derzeitige Wachstum - das es in vielen Bereichen unseres täglichen Lebens gibt - langsam an seine Grenzen?", fragte Prof. Dr. Norbert Gebbeken, der Präsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau. „Die zentrale Frage ist, wie sich das Wachstum im deutschen Bauwesen mit einer
klimaschonenden Entwicklung und Gestaltung der gebauten Umwelt
vereinbaren lasse. Die Bauwirtschaft steht vor einer gewaltigen digitalen und ökologischen Transformation“, führte Prof. Dr. Norbert Gebbeken weiter aus.
Gebbeken hatte bereits 2021 einen Runden Tisch zu diesem Thema initiiert, an dem sich Vertreter*innen der verschiedenen Disziplinen am Bau und das Bayerische Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr austauschen und praktikable Wege für das Bauen der Zukunft erarbeiten. Einen solchen Runden Tisch wünsche er sich auch auf Bundesebene unter Beteiligung des neu geschaffenen Bundesbauministeriums, sagte Gebbeken.
Rede zum Download
Die bayerische Bauministerin Kerstin Schreyer lobte die Zusammenarbeit am Runden Tisch und appellierte: "Lasst uns doch alle zusammen mutig sein und ausprobieren, was geht!" Sie setze sich besonders für eine Beschleunigung des Wohnungsbaus sein, sagte Schreyer. „Mir ist es wichtig, dass die Menschen in
Bayern überall leben können. Unabhängig von Beruf und Einkommen. Die
Wohnungsfrage ist einfach die soziale Frage unserer Zeit, also müssen wir
weiter bauen, bauen, bauen!“, so die Ministerin.
Im Anschluss an die Vorträge gab es wieder eine spannende und interessante Diskussion.
Diskussionsteilnehmer/innen:
Der 30. Bayerische Ingenieuretag und die Podiumsdiskussion wurde von Tilmann Schöberl vom Bayerischen Rundfunk moderiert.
Termin
Freitag, 28. Januar 2022
10:30 bis ca. 13:00 Uhr
Online-Live-Stream
Foto Lamia Messari-Becker: Enrico Santifaller; Foto Ortwin Renn: Lotte Ostermann / IASS; Foto Kerstin Schreyer: Atelier Krammer / STMB; Foto Norbert Gebbeken: Tobias Hase; Foto Tilmann Schöberl: BR
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