Für ihre herausragende, kreative und innovative Ingenieurleistung zeichnet die Bayerische Ingenieurekammer-Bau am Freitag, den 18. Januar 2019 drei bayerische Ingenieurbüros mit dem Ingenieurpreis 2019 aus. Kammerpräsident Prof. Dr.-Ing. Norbert Gebbeken und der bayerische Bauminister Dr. Hans Reichhart überreichen die Auszeichnung beim 27. Bayerischen Ingenieuretag an die Max Bögl Stiftung, die Konstruktionsgruppe Bauen AG und die MAWO.tech GmbH.
Die ausgezeichneten Bauwerke und Projekte sind:
Die Bayerische Ingenieurekammer-Bau vergibt den mit 10.000 Euro dotierten Preis bereits zum 10. Mal. Bei der Beurteilung der eingereichten Objekte standen für die siebenköpfige Jury unter Vorsitz von Dipl.-Ing. Karl Wiebel Originalität und Kreativität, Innovationskraft sowie die Nutzung neuer Technologien im Mittelpunkt.
Kammerpräsident Prof. Dr.-Ing. Norbert Gebbeken erklärt: „Mit dem Ingenieurpreis 2019 würdigt die Kammer innovative technische Ingenieurleistungen. Diese vereinen Funktionalität, Wirtschaftlichkeit und Innovation bei der Planung, Errichtung und Nutzung. Durch den Preis machen wir das kreative Potential der bayerischen Ingenieurinnen und Ingenieure im Bauwesen für die Öffentlichkeit sichtbar.“
Die Bayerische Ingenieurekammer-Bau vergibt alle zwei Jahre den
Ingenieurpreis an besonderes herausragende Projekte aus den
verschiedenen Fachgebieten von Ingenieuren im Bauwesen. Die Preisverleihung erfolgt traditionell beim Bayerischen Ingenieuretag der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau auf der Messe BAU.
Die Brückenbauspezialisten von Max Bögl errichten ein innovatives Brückenbauwerk über die B299, das gegenüber dem im nahegelegenen Greißelbach erstellten Vorgänger in wesentlichen Punkten weiterentwickelt wurde.
Bei der 38 Meter weit gespannten Fertigteilbrücke ersetzen längs- und quervorgespannte Betonfertigteilplatten aus Hochleistungsbeton, die direkt befahren werden, den konventionellen Fahrbahnaufbau aus Abdichtung, Belag und Brückenkappen. Der Überbau der Segmentbrücke gliedert sich in zwei getrennte Tragsysteme.
Das Haupttragsystem bilden zwei seriell im Werk hergestellte Verbundfertigteilträger, bestehend aus jeweils einem luftdicht verschweißten Stahlhohlkasten mit integriertem Betonobergurt. Auf diesen 40 Meter langen und bis zu 80 Tonnen schweren gevouteten Stahlträgern liegen Betonfertigteilplatten aus Hochleistungsbeton auf.
In Brückenlängsrichtung sind diese mittels Tellerfedern im Fahrbahnbereich und externen Litzenspanngliedern im Gehwegbereich vorgespannt und werden auf diese Weise zusammengehalten.
In die 19 ebenfalls im Werk präzise vorgefertigten Betonfertigteilplatten sind bereits die Fahrbahn sowie die Notgehwege integriert. Da die Segmente unabhängig von den Unterbauten und dem Haupttragsystem sind, ist zudem eine Änderung des Überbaus oder eine Erneuerung des Fahrbahnüberbaus einfach und schnell möglich. Die Trennung des Längs- und Quertragsystems verhindert sonst auftretende Zwängungen in der Fahrbahnplatte und führt somit zu einer rissfreien und dauerhaften Fahrbahnoberfläche.
Die Segmentbrücke stellt eine neuartige Fertigteilkonstruktion dar,
die einen hohen Vorfertigungsgrad aufweist, sehr kurze Bauzeiten
ermöglicht und bei der die Fahrbahnplatte ohne Abdichtung und Belag
auskommt – was die Jury in Summe überzeugt hat.
Kennzeichnend ist die klare Trennung des Längstragwerksystems von
längs- und quervorgespannten Fahrbahnplatten. Die auf luftdicht
verschweißten Stahlhohlkastenträgern aufgelagerten, mittels externer
Vorspannung im Gehwegbereich zusammengespannten Fahrbahnplatten können
direkt befahren werden und sind problemlos austauschbar.
Ergebnis ist eine wartungsarme Brückenkonstruktion, bei der die Vorteile serieller Werksvorfertigung von Bauteilen zum Tragen kommen.
Max Bögl Stiftung & Co. KG
Claus Berndorfer, Martin Hierl
Max-Bögl-Straße 1
92369 Sengenthal
SSF Ingenieure AG
Anton Braun
Domagkstraße 1a
80807 München
Die Heini-Klopfer-Skiflugschanze
ist ein Schanzenbauwerk aus dem Jahre 1973. Hierbei handelt es sich um eine
weit auskragende, im Freivorbau hergestellte, vorgespannte Hohlkastenkonstruktion
aus Leichtbeton.
Der bestehende Schanzentisch wurde komplett rückgebaut und durch eine Brückenkonstruktion als oberstes Ende des Aufsprunghanges mit aufgeständertem neuem Schanzentisch als konstruktive und gestalterische Einheit ersetzt. Die Brückenkonstruktion ist im hangseitigen Bereich auf Mikropfählen gegründet und wurde als Stahlkonstruktion mit einer oberseitigen, erdüberschütteten Stahlbeton-Verbundplatte hergestellt. Der neue Schanzentisch wurde als Stahl-Fachwerkkonstruktion gerundet ausgeführt.
Charakteristisches Merkmal der Konstruktion sind die V-förmigen
Rundstützen. Unter anderem wurde die bestehende Anlaufspur- und
Geländerkonstruktion auf dem Anlaufbauwerk wurde vollständig rückgebaut
und durch eine neue, der gewünschten Gradiente folgenden, teils
aufgeständerten Stahlkonstruktion ersetzt.
Aufgrund der
elementierten Montage vorgefertigter Bauteile konnte eine äußerst kurze
Bauzeit ohne zusätzliche Montagegerüste realisiert werden. So konnte
auch den extrem hohen Anforderungen an die Präzision der
Unterkonstruktion der schanzentechnischen Aufbauten Rechnung getragen
werden.
Die Erhaltung von Ingenieurbauwerken und deren Ertüchtigung für weitere Nutzungen sind Zukunftsaufgaben.
Bei der Heini-Klopfer-Skiflugschanze handelt es sich um ein bayerisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst, deren Instandsetzung alle Kriterien des Ingenieurbaupreises erfüllt.
Die Generalsanierung und der Umbau der bestehenden Schanzenanlage, einer vorgespannten Leichtbeton-Konstruktion aus dem Jahr 1973, erforderten die Entwicklung diverser anspruchsvoller Lösungen. Im Zuge der Planungen mussten aufwändige Berechnungen auf Basis finiter Elementmodelle mit nicht-linearen Effekten unter höherem Lastniveau durchgeführt werden.
Das realisierte Konzept umfasst unter anderem eine umfangreiche Bestandsaufnahme zur Ortung von Spanngliedern, flexible Systeme zur Verankerung im Leichtbeton mit Zustimmungen im Einzelfall.
So konnte das bestehende Bauwerk minimal-invasiv und wirtschaftlich den heutigen Anforderungen an Skifluganlagen angepasst werden.
Konstruktionsgruppe Bauen AG
Dipl.-Ing. (Univ.) Andreas Möller
Bahnhofplatz 1
87435 Kempten
Sportstätten Oberstdorf
Hans Peter Jokschat
Roßbichlstraße2-6
87561 Oberstdorf
Renn Architekten
Hans-Martin Renn
Burgstraße 4-6
87538 Fischen
Um den optimalen Anlagenbetrieb schon ab Inbetriebnahme
sicherzustellen, wurde im Projekt „Optimierung der Lüftungsanlagen im
Terminal 2“ ein digitales Qualitätsmanagement aufgesetzt.
Der synavision-Partner MAWO.tech hat das Projekt auf dem Digitalen
Prüfstand, der weltweit ersten digitalen Betreiber-Plattform für die
automatisierte Bewertung von Automationsfunktionen, aufgesetzt und
durchgeführt. MAWO.tech erstellte schon während der Konzeption der
Maßnahme einen Digitalen Zwilling der geplanten Anlagenfunktionen
So konnten während der Umsetzung und Einregulierung frühzeitig
diverse Optimierungspotentiale wie unkalibrierte Sensoren,
Regelungsverbesserungen und hydraulische Mängel identifiziert werden.
Neuartig ist die Leistungs- und Funktionsprüfung beliebig komplexer
Gebäudetechnik mit hoher Skalierbarkeit durch weitgehende
Digitalisierung und in einem extrem kurzen Zeitraum (< 1 Monat), so
dass diese bei Neubauten noch vor Abnahme und im Bestand mit minimalen
Kosten und zeitlichem Aufwand umgesetzt werden kann.
Das
Spezifikations- und Prüfkonzept als digitaler Zwilling der
Gebäudefunktionen verknüpft die Möglichkeiten einer individuell
gestaltbaren Spezifikation mit kostengünstiger Standardisierung. So kann
eine große Zahl von Anlagen in kurzer Zeit mit geringen Kosten und
geringem Experteneinsatz geprüft werden.
Für die Jury stehen die dem Projekt zugrundeliegende Idee und deren Potential für künftige Anwendungen im Vordergrund. Aufgabe war die Optimierung der Lüftungsanlagen im Terminal 2 auf einem digitalen Prüfstand. Dazu wurde die weltweit erste digitale Betreiber-Plattform für die automatisierte Bewertung von Automationsfunktionen genutzt.
Die Konzeption eines digitalen Zwillings der realen Klimaanlage ermöglicht die Leistungs- und Funktionsprüfung beliebig komplexer Gebäudetechnik mit hoher Skalierbarkeit in einem extrem kurzen Zeitraum. Optimierungen von Anlagen können so getestet und bewertet werden, ohne in den realen Betrieb eingreifen zu müssen. Abschließend erfolgt eine Validierung des digitalen Modells.
MAWO.tech GmbH
Gebäudetechnik & Gebäudeautomation
Belgradstrasse 28
80796 München
synavision GmbH
Dr. Stefan Plesser
Welle 15
D-33602 Bielefeld
Terminal 2 Gesellschaft mbH & Co oHG
Siegfried Mannes
Terminalstraße Nord 1
85356 München
Fotos: BayIKa-Bau; Benedikt Haack; Firmengruppe Max Bögl (5x); Eva
Bartussek (2x); Renn Architekten (2x); Anton Ivanov / Shutterstock.com;
MAWO.tech mit Anton Ivanov / Shutterstock.com, Terminal 2 Gesellschaft mbH & Co oHG und synavision; Terminal 2 Gesellschaft mbH & Co oHG
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Preisträger - Plakate
1. Preis: Segmentbrücke - Max Bögl Stiftung & Co. KG
2. Preis: Skiflugschanze - Konstruktionsgruppe Bauen AG
3. Preis: Optimierung Lüftung Terminal 2 Flughafen München - MAWO.tech
Auslobungsbroschüre
Ingenieurpreis 2017
Bayerische Ingenieurekammer-Bau
Körperschaft des öffentlichen Rechts
Schloßschmidstraße 3
80639 München