07.02.2018 - München
Eine Untersuchung des Deutschen Wetterdienstes ergibt, dass die Schneelastzonen-Einteilung, die seit 2006 in Kraft ist, in zahlreichen südbayerischen Gemeinden zu Lastannahmen führt, die nicht den aktuell gemessenen Schneelasten entsprechen. Beim Pressegespräch am 7. Februar 2018 informierten Prof. Dr. Norbert Gebbeken, Präsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau, Dipl.-Ing. (FH) Wolfgang Schwind, Mitglied im Normenausschuss Schneelasten des DIN, und BD Dipl.-Ing. (Univ.) Johann Eicher, Vertreter der Obersten Baubehörde in Bayern, genauer über den Sachstand und die zu veranlassenden Maßnahmen.
Das Häusle bauen kann wieder kostengünstiger werden. Eine Anpassung der Schneelastzonen in verschiedenen südbayerischen Regionen macht das Bauen mancherorts wirtschaftlicher – mancherorts jedoch auch aufwendiger.
Schneelastzonen in den technischen Normen sind die Grundlage für statische Berechnungen beim Bau, d.h. auch bei der Instandsetzung von Gebäuden und Dachkonstruktionen. Je größer der Schneefall in einer Region und damit die Schneelast ist, desto stärker müssen die Konstruktionen sein, die entsprechende Kosten verursachen.
Beim Pressegespräch am Mittwoch, 7. Februar 2018 um 10.30 Uhr in der Geschäftsstelle der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau informierten Prof. Dr. Norbert Gebbeken, Präsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau, Dipl.-Ing. (FH) Wolfgang Schwind, Mitglied im Normenausschuss Schneelasten des DIN, und BD Dipl.-Ing. (Univ.) Johann Eicher, Vertreter der Obersten Baubehörde in Bayern, genauer über den Sachstand und die zu veranlassenden Maßnahmen.
Die Experten gaben Hintergrundwissen und standen für Fragen zur Verfügung. Dabei wurde einerseits auf ein nun wieder möglich gewordenes wirtschaftlicheres Bauen eingegangen. Andererseits wurden auch vorhandene Defizite aufgezeigt, die nun bereinigt wurden.
Eine Studie des Deutschen Wetterdienstes (DWD) zur „Flächenhaften Analyse von Schneelastmesswerten in fünf Landkreisen Bayerns“ vom Mai 2017 empfiehlt eine Überarbeitung der Schneelastnorm DIN 1055-5:2005. Der DWD bestätigt damit im Wesentlichen ein Gutachten, das die Bayerische Ingenieurekammer-Bau bereits im Jahr 2007 beim Mitglied seines Arbeitskreis Normung Dipl.-Ing. (FH) Wolfgang Schwind beauftragt hatte.
Exemplarisch untersucht der DWD die Landkreise Berchtesgadener Land, Miesbach, Passau, Rottal-Inn und Traunstein. Die Landkreise Garmisch-Partenkirchen und Oberallgäu wurden informativ mit untersucht, waren jedoch nicht Bestandteil des Forschungsvorhabens.
„Aufgrund der Studie ist es durchaus möglich, dass auch der Einteilung der Schneelastzonen in weiteren Landkreise unrealistische Annahmen zugrunde liegen“, erklärt Prof. Dr. Norbert Gebbeken, Präsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau. „Wir empfehlen daher, diese exemplarische Untersuchung auszuweiten.“
Die Bemessung der Schneelasten erfolgt anhand der Regeln und der Schneelastzonen der europäischen Norm DIN EN 1991, besser bekannt als Eurocode 1 (EC1). Die dort festgelegten Zonen wurden von den Fachleuten anhand der Wetterdaten aus den Jahren bis 2000 festgelegt. Bei der aktuellen Auswertung der Wetterdaten des DWD der zurückliegenden 50 Jahre konnte nun erstmals auf eine wesentlich umfangreichere Datenmenge zurückgegriffen werden.
Die Auswertungen können folglich nun kleinräumiger vorgenommen werden, was, wie sich herausstellte, einen wichtigen Beitrag zur wirklichkeitsgetreuen Bemessung darstellt. So kommt die jetzige Studie zu dem Ergebnis, dass nur 30 Prozent der untersuchten Einteilungen mit dem realen Schneefall in der jeweiligen Region vereinbar sind.
Bei 53 Prozent der Gemeinden sind teilweise wesentlich geringere Schneelasten anzusetzen, was im Umkehrschluss wieder ein wirtschaftlicheres Bauen ermöglicht. Hiervon sind vor allem Gemeinden in den Landkreisen Garmisch-Partenkirchen und Oberallgäu betroffen.
In 17 Prozent der untersuchten Orte hingegen sind die Schneelasten nach den Ergebnissen des DWD bislang zu niedrig angenommen. Hiervon können vor allem Gebäude im Landkreis Passau und Traunstein betroffen sein, wobei einzelne untere Bauaufsichtsbehörden aufgrund eigener Ortskenntnisse bereits vor Jahren teilweise die Lastannahmen korrigierten. Auffällig ist, dass sich die Ergebnisse insgesamt zum Teil stark von Gemeinde zu Gemeinde unterscheiden können.
Mit dem Schreiben der bayerischen Obersten Baubehörde vom 19. Januar 2018 an die Regierungen, staatlichen Bauämter, Autobahndirektionen und die Landesbaudirektion wurden die Unteren Bauaufsichtsbehörden über diese Forschungsergebnisse informiert und auf den Handlungsbedarf aufmerksam gemacht, sind sie doch für die Einhaltung sicherer Lastannahmen zuständig. Das Schreiben gibt Hinweise, wie mit der derzeit vorhandenen Kenntnislage bis zur Fortschreibung der entsprechenden Bemessungsnorm umgegangen werden kann.
Als nächster Schritt auf dem Weg zur neuen Bemessungsnorm muss nun die Datenauswertung für ganz Bayern bzw. für die gesamte Bundesrepublik in Angriff genommen werden. Mit diesen Ergebnissen ist dann der EC1 fortzuschreiben. Die Gespräche mit dem DWD und den DIN-Fachausschüssen laufen bereits.
Pressemitteilung der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau "Einführung neuer Schneelastzonen gefordert"
Präsentation "Schneelastzonen" beim Pressegespräch am 07.02.2018
(© Fotos: lbriere / Pixabay.com, Laura Krauss / Bayika, Birgit Gleixner)
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