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Kritik am Landesentwicklungsprogramm
Verbändebündnis kritisiert Liberalisierungsbeschluss der Staatsregierung
Ein breites Verbände-Bündnis unter Mitwirkung der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau ruft die bayerische Staatsregierung auf, einen Neuanfang für eine zukunftsorientierte Landesplanung zu machen. Das mit dem jetzigen Beschluss der Staatsregierung nochmal deregulierte Landesentwicklungsprogramm (LEP) hat kaum mehr Steuerungswirkung zu einer nachhaltigen Entwicklung Bayerns.
Die Kulturlandschaft Bayerns braucht ein neues starkes Landesentwicklungsprogramm
In zahlreichen Stellungnahmen und Anhörungsterminen zur
Novellierung des Landesentwicklungsprogramms und des Bayerischen
Landesplanungsgesetzes hatten Akademien, Kammern und Verbände der raum- und
planungsbezogenen Disziplinen an der inhaltlichen Entleerung und am fehlenden
Gestaltungs- und Steuerungsanspruch des LEP grundsätzliche Kritik geübt. Die
Staatsregierung hat die Vorschläge der Fachwelt weitgehend unbeachtet gelassen
und mit Zustimmung der CSU- Landtagsmehrheit den Flächenschutz entscheidend
geschwächt.
Daher appellieren die Verbände an den designierten
Ministerpräsidenten Markus Söder und die Landtagsabgeordneten:
Bayern braucht ein zukunftsorientiertes
Landesentwicklungsprogramm mit politischem Gestaltungswillen. Bayern braucht
ein NEUES, STARKES LEP!
Die unterzeichnenden Fachorganisationen fordern von der
Staatsregierung ein konsequentes Um- und Weiterdenken in der Raumordnung und
Landesplanung. Die Fachverbände sind gerne bereit, einen Neustart der
bayerischen Landesplanung mit zu gestalten. Deren Basis muss der konstruktive
und respektvolle fachliche Dialog der verantwortlichen Ministerien der
Bayerischen Staatsregierung mit allen relevanten Disziplinen und
Interessensgruppen sein. Insbesondere sind eine sorgfältige Konsultation der
breiten fachlichen Expertise im Landesplanungsbeirat und ein gezieltes
Einbeziehen der Bürgerinnen und Bürger notwendig.
- ALR Bayerische Akademie Ländlicher Raum e.V.
- DASL Deutsche Akademie für Städtebau und Landesplanung e.V.,
LG Bayern
- BYAK Bayerische Architektenkammer Bayerischer Landesverein
für Heimatpflege e.V.
- BAYIKA Bayerische Ingenieurekammer Bau
- BDA Bund Deutscher Architekten, LV Bayern e.V.
- BDLA Bund Deutscher Landschaftsarchitekten Bayern e.V.
- BN Bund Naturschutz in Bayern e.V.
- CIPRA Deutschland e.V.
- SRL Vereinigung für Stadt-, Regional- und Landesplanung
e.V., RG Bayern
- VBI Verband Beratender Ingenieure, LV Bayern e.V.
Die fachlichen Anregungen der Fachorganisationen wurden von
der Staatsregierung im aktuellen LEP-Fortschreibungsverfahren faktisch nicht
angenommen. Die Kritik der Verbände betraf in der aktuellen Novelle des
LEP v.a. folgende Punkte:
- Anbindegebot: Vermeidung von Zersiedelung muss erklärtes
Ziel bleiben!
Mit der weiteren Lockerung des Anbindegebots konterkariert das
LEP er- klärte Zielsetzungen der Staatsregierung, die - insbesondere vor dem
Hintergrund der demografischen Entwicklung und des Klimaschutzes - zugleich
Flächensparen und Innenentwicklung als zentrale Handlungsfelder einer
zukunftsorientierten Siedlungsentwicklung proklamieren. Die Verbände sind nach
wie vor davon überzeugt, dass dieser Schritt trotz der vom Land- tag vorgenommenen
gewissen Abschwächung der Lockerung des Anbindegebots (sog. Huber Kompromiss)
eine massive Beeinträchtigung der bayerischen Kulturlandschaften und damit der
Lebensqualität Bayerns und seiner nachhaltigen Standortqualität als
hochwertiger Wirtschafts-, Wissenschafts- und Tourismusstandort nach sich
ziehen wird.
- Raum mit besonderem Handlungsbedarf (RmbH): Auch Wachstum
erzeugt Handlungsbedarf!
Die jetzige Festlegung von RmbH in der Strukturkarte
erscheint inflationär. Die praktische Wirksamkeit dieser Ausweitung des RmbH
ist zweifelhaft. Auf der anderen Seite ist eine zusätzliche Kategorie „Räume
mit besonderem Handlungsbedarf durch starkes Bevölkerungswachstum“ dringend
erforderlich. Ziele und Handlungskonzepte für den Umgang mit Wachstum und zur
gezielten Bewältigung der damit einhergehenden Folgen wie Baulandbedarf,
Flächenverbrauch, zusätzliche Infrastrukturkapazitäten und die Bewältigung zahlreicher
räumlicher und sozialer Zielkonflikte müssen endlich auch auf der Ebene der
Landesplanung formuliert werden.
- Zentrale Orte System: Weniger ist mehr!
Die weitere Steigerung der Anzahl zentraler Orte in Bayern
ohne reale Umsetzungschancen und ohne staatliche Gewährleistung ihrer
Funktionserfüllung weckt falsche Erwartungen und führt absehbar zu
Fehlentwicklungen. Daher sind die zentralen Orte realistisch neu einzustufen
und mit verbindlichen Gewährleistungsverpflichtungen des Freistaats für die Ausstattung
mit der jeweiligen zentralörtlichen Funktion einschließlich der
Sicherung/Verbesserung der Erreichbarkeit insbesondere im ÖPNV/SPNV zu
hinterlegen.
- Höchstspannungsfreileitungen: Energiewende nur mit
räumlichem Gesamtkonzept
Ausreichende Abstände zwischen Wohnnutzungen und
Freileitungen sind eine im Grunde richtige Vorsorge zum Schutz von
Siedlungsräumen. Es geht allerdings gleichrangig auch um den Schutz von
Landschafts- und Ortsbildern sowie Denkmälern und Ensembles vor zerschneidenden
oder visuell bzw. landschaftsästhetisch maßstabssprengenden Infrastrukturen.
Daher fordern die Verbände u.a. die Erarbeitung eines räumlichen
Gesamtkonzeptes zur Energiewende mit Zielen zur Steigerung der Energieeffizienz
und Einsparpotenziale sowie zum Vorrang dezentraler
Energieerzeugungsstrukturen. Die Frage der Hochspannungsfreileitungen sollte im
LEP explizit den Regionalplänen als ergänzende Fachkonzepte zugewiesen werden.
Ein neues, starkes LEP bietet die Chance nicht nur auf die
Änderungen der Vergangenheit zu reagieren, sondern viele neue, raumrelevante
Herausforderungen wie konsequenten Klimaschutz, nachhaltige Mobilität und
sozial-ökologische Transformation neu aufzunehmen.
Quelle / V.i.S.d.P.:
Bund Naturschutz in Bayern e.V.
Landesfachgeschäftsstelle
Bauernfeindstr. 23
90471 Nürnberg
Tel. 0911/81 87 8-0
Fax 0911/86 95 68
lfg@bund-naturschutz.de
www.bund-naturschutz.de
Für Rückfragen:
Andrea Gebhard, Vorsitzende DASL-Landesgruppe Bayern Tel.
089-9616089-0
Richard Mergner, BN-Landesbeauftragter Tel. 0911-81878-25
oder 0171/6394370
Pressemitteilung
PM 022-18/LFG, Nürnberg, 20. Februar 2018
Grafik: BayIKa-Bau
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