05.05.2018 - Tutzing
Die Bekämpfung von Fluchtursachen ist schnell ausgerufen, doch wie sehen konkrete Projekte aus und welche Lösungswege gibt es? Einer von vielen Schritten auf dem Weg zu einer globalen Partnerschaft ist die Schaffung und Verbesserung von Infrastrukturen in den betroffenen Ländern und Regionen. Die gemeinsame Tagung der Akademie für Politische Bildung und der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau hat die Probleme hinter der Bekämpfung von Fluchtursachen aufgezeigt und Lösungen angeregt, um die Situation zu stabilisieren – voran ging der Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Gerd Müller.
Flüchtlingskrise, Flüchtlingswelle, Flüchtlingsströme – dramatische Schlagwörter im Zusammenhang mit Menschen, die in Not ihre Heimatländer verlassen. Das Ziel der gemeinsamen Tagung der Akademie für Politische Bildung und der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau war es, verschiedene Problemfelder aufzuzeigen, die sich hinter dem großen Ziel „Bekämpfung von Fluchtursachen“ verbergen - und so zu Lösungswegen anzuregen. Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller sprach zum Thema "Eine Welt – unsere Verantwortung".
Flucht und Migration gab es schon immer, dramatisch wie heute war die Situation jedoch noch nie. Derzeit sind fast 70 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht, die Weltbevölkerung wird im Jahr 2040 voraussichtlich 10 Milliarden betragen, fast ein Viertel mehr als heute. „Wenn wir vor diesem Hintergrund weiter wirtschaften wie bisher, bringen wir den Planeten an den Rand des Abgrunds. Dann ist für den Menschen bald kein Platz mehr" – mit drastischen Worten wie diesen umschrieb der Bundesentwicklungsminister seinen Appell für
Das sind Ziele, für die ein Minister auf Podien viel Applaus bekommt – die aber ohne Verbündete kaum durchzusetzen sind. So musste Gerd Müller auch eingestehen, dass er in Politik und Wirtschaft schlüssige Konzepte für nachhaltige Entwicklung meist vermisst und Lobbyverbände stärker sind als jeder Appell für eine menschenwürdige Wirtschaftsordnung.
Schaut man in den Global Risk Report des Weltwirtschaftsforums, findet sich auf Rang fünf der Menschheits-Risiken das Thema Wasserversorgung. Steffen Krause und Christian Schaum (Universität der Bundeswehr München) erklärten, warum:
Stephan Pauleit (TU München) erläuterte, dass ohne eine geregelte Stadtplanung der Aufbau jeglicher Infrastruktur schwer umzusetzen ist. Der Großteil der afrikanischen Städte zum Beispiel wird wegen des hohen Bevölkerungswachstums „informell besiedelt" – also auf die Schnelle ohne zentrale Wasserversorgung und ÖPNV, ohne Kanalisation, Müllabfuhr und Gewerbegebiete. In diesem Zusammenhang haben Grüne Infrastrukturen einen enormen Nutzen: Grünflächen, Dachbegrünung, natürlicher Wasserfluss und vieles andere sorgen für Hochwasser- und Erosionsschutz, die Verbesserung der Luft, die Speicherung von Kohlenstoff, fördern Biodiversität und Ernährung. Je grüner eine Stadt, desto weniger wirkt sich der Klimawandel aus.
Gute und schöne Beispiele – doch Geld und Know-how zu transferieren genügt eben nicht. Darüber diskutierten Kanwal Amin (TU München), der Landrat von Donau-Rieß Stefan Rößle und Benjamin Schraven vom Deutschen Institut für Entwicklungspolitik.
Doch bereits die Themen ihrer Impulse zeigten, wie verschieden die Ansätze zu einer neuen globalen Partnerschaft sein können: Kanwal Amin berichtete über die vielen Naturkatastrophen in ihrem Heimatland Pakistan und die Möglichkeiten, dort einen funktionierenden Katastrophenschutz zu etablieren. Stefan Rößle hat im Landkreis eine eigene Koordinatorin für Entwicklungszusammenarbeit etabliert, die Schulbauprojekte in Afrika koordiniert – ein ehrlich gemeintes Engagement, hinter dem aber auch eine klare Kosten-Nutzen-Rechnung steckt: Eine Schule in Afrika zu bauen kostet 50.000 Euro, ebenso viel, wie die Versorgung eines unbegleiteten minderjährigen Flüchtlings in Deutschland pro Jahr kostet. „Die Hilfe vor Ort ist also wesentlich günstiger als die Hilfe und Versorgung bei uns", sagt Rößle.
David Schraven erläuterte Grundsätzliches zur Migration:
Und sonst? Erklärte Alexander Jakob, Group Chief Auditor beim Rückversicherer Munich Re, warum Theorie und Praxis einer Corporate Governance oftmals schwer zusammenzubringen sind; hielt die Architektin Anna Heringer (Blue House) ein flammendes Plädoyer für die Nutzung natürlicher Baustoffe – Lehmbauten zum Beispiel sind genauso stabil wie die aus Zement und verbrauchen in der Erstellung und Instandhaltung deutlich weniger Energie; stellte M. Kurt Saygin die Arbeit von Ingenieure ohne Grenzen vor und berichtete von Erfolgen und Fehlschlägen bei der Durchführung von Projekten in der Entwicklungszusammenarbeit, speziell beim lokalen Ausbau der Trinkwasserversorgung.
Freitag, 4. Mai 2018
Samstag, 5. Mai 2018
Autor: Sebastian Haas, Akademie für Politische Bildung Tutzing, Fotos: Akademie für Politische Bildung Tutzing
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