27.03.2020 - München
"Wenn wir uns mit unserer Heimat identifizieren, geschieht das in der Regel über die historischen Bauwerke oder Ensembles, die untrennbar mit diesem Ort verbunden sind", sagt Klaus-Jürgen Edelhäuser, Vorstandsmitglied der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau. Gerade die Instandsetzung oder Modernisierung von Baudenkmälern ist untrennbar mit den Leistungen der Ingenieure verbunden. Mit dem Bayerischen Denkmalpflgepreis rückt die Kammer diese Ingenieurleistungen in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Bis zum 8. Mai kann man sich bewerben.
„Denkmäler sind von Menschen geschaffene Sachen oder Teile davon aus vergangener Zeit, deren Erhaltung (…) im Interesse der Allgemeinheit liegt.“ So sind Baudenkmäler recht nüchtern und emotionslos im Artikel 1 des Bayerischen Denkmalschutzgesetztes beschrieben. Doch die rund 110.000 Baudenkmäler und 900 Ensembles in Bayern sind nicht nur wertvolle Zeugnisse aus vergangener Zeit. Wenn wir uns mit unserer Heimat identifizieren, geschieht das in der Regel über die historischen Bauwerke oder Ensembles, die untrennbar mit diesem Ort verbunden sind. Auch sind es zumeist genau diese Bauwerke, die das besondere Flair eines Ortes ausmachen und dafür sorgen, dass wir uns dort wohlfühlen. Was wäre München ohne die Frauenkirche, Nürnberg ohne die Kaiserburg, Würzburg ohne die Festung Marienberg. Die Liste könnte unendlich fortgesetzt werden.
Kulturelles Erbe prägt das Stadtbild
Der Passus „aus vergangener Zeit“ hat dabei eine besondere Bedeutung. Es sind nicht nur die historischen Schlösser, die bayerischen Stadel oder die fränkischen Fachwerkhäuser, die als eingetragene Baudenkmäler Teil unseres kulturellen Erbes sind. Auch zahlreiche Baudenkmäler aus der Nachkriegsmoderne füllen die Denkmalliste – verdientermaßen. Oft sind es Bauwerke, die gerade wegen ihrer technikgeschichtlichen Bedeutung von besonderem Wert sind. Auch solche Bauwerke sind oft aus der Silhouette eines Ortes nicht mehr wegzudenken. Das BMW-Hochhaus, die Zeltdächer des Olympiageländes oder auch die Paketposthalle bei der Friedenheimer Brücke sind drei herausragende Beispiele, die beispielsweise in München das Stadtbild prägen.
„Aus vergangener Zeit“ bedeutet aber auch, dass diese Bauwerke gealtert sind, oft Schäden oder Mängel zeigen oder dass sie für eine zeitgemäße Nutzung modernisiert werden müssen. Derart sensible Maßnahmen erfordern große Sachkenntnis. Ingenieure führen diese wichtige, verantwortungsvolle und facettenreiche Aufgabe mit großer Sorgfalt aus. Es geht dabei grundsätzlich immer darum, das vorhandene „historische Werk“ so zu bearbeiten, dass keine Werte beschädigt werden oder verloren gehen und gleichzeitig eine Fortsetzung oder eine Wiederaufnahme der Nutzung möglich ist. Egal ob es die energetische Modernisierung eines einfachen Bauernhauses ist, die Reparatur eines mittelalterlichen Dachwerkes, die barrierefreie Erschließung eines Schlossgebäudes oder die Instandsetzung einer historischen Brücke – um nur wenige Beispiele zu nennen. Jegliche Instandsetzung oder Modernisierung von Baudenkmälern ist untrennbar mit Ingenieurleistungen verbunden.
Ingenieure finden Lösungen für die Instandsetzung
Ingenieure sind darauf spezialisiert, den historischen Bestand genau zu untersuchen, zu analysieren und auch dann Lösungen für die denkmalgerechte Instandsetzung zu finden, wenn Standardlösungen nicht greifen. Mit dem Leitgedanken der Reparatur ist das Bauen im Denkmal eine planerische Herausforderung, die wir gerne regelmäßig annehmen. In diesem Zusammenhang ist es aber auch unsere Aufgabe, den fachlichen Laien dahingehend zu beraten, ob die geplante Nutzung mit dem historischen Bestand in Einklang zu bringen ist oder wie die Nutzung an das Bauwerk angepasst werden kann. Nur dann ist eine denkmalgerechte Instandsetzung auch gegeben.
Ein Paradox dabei: Je besser die Ingenieurleistung, desto unsichtbarer ist sie in der Regel. Egal ob es die Instandsetzung des Tragwerks, die Modernisierung und Integration der Gebäudetechnik oder die energetische Modernisierung der Hüllfläche ist. Nur mit Hilfe von Ingenieurleistungen ist eine denkmalgerechte Instandsetzung oder Modernisierung realisierbar.
Der denkmalgerechte Umgang mit unserem kulturellen Erbe wird traditionell von unterschiedlichen Institutionen mit regelmäßigen Auszeichnungen oder Preisen gewürdigt. Dabei geht es in der Regel aber nie um die Ingenieurleistung, sondern üblicherweise um die „sichtbare“ Leistung im Bereich der Architektur oder um die handwerklichen Leistungen. Der Bayerische Denkmalpflegepreis setzt hier bewusst einen anderen Schwerpunkt.
Bayerischer Denkmalpreis würdigt Ingenieurleistungen
Um auch die Leistungen der Ingenieure in den unterschiedlichsten Facetten zu würdigen, vergibt die Bayerische Ingenieurekammer-Bau seit zehn Jahren gemeinsam mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege den Bayerischen Denkmalpflegepreis. Auch dieses Jahr wollen wir Bauherren bzw. Denkmäler auszeichnen, bei denen die Instandsetzung oder Modernisierung mit herausragenden Ingenieurleistungen verbunden war.
Bis zum 8. Mai haben private und öffentliche Bauherren die Möglichkeit, sich in diesem Jubiläumsjahr um den Preis zu bewerben. Der Bayerische Denkmalpflegepreis ist mit insgesamt 10.000 Euro dotiert und wird in Gold, Silber und Bronze vergeben. Unterschieden werden die Kategorien „private Bauwerke“, also solche, die in Privat- oder Vereinsbesitz sind, und „öffentliche Bauwerke“, die in staatlicher oder kirchlicher Hand sind.
Voraussetzung für die Bewerbung ist, dass die eingereichten Bauwerke in der Bayerischen Denkmalliste eingetragen sind oder die Voraussetzungen dazu erfüllen. Die baulichen Maßnahmen zur Instandsetzung oder (Um-)Nutzung müssen nach dem 1. Januar 2014 begonnen worden und bis zum 30. April 2020 abgeschlossen sein. Um die herausragenden Leistungen der Bauherren und beteiligten Planer öffentlich sichtbar zu machen, wird an den Sieger-Objekten eine Ehrentafel angebracht.
Alle Informationen gibt es unter: www.bayerischer-denkmalpflegepreis.de
Kolumne von Klaus-Jürgen Edelhäuser, Vorstandsmitglied der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau, veröffentlicht in der Bayerischen Staatszeitung vom 27.03.2020.
Kolumne in der Bayerischen Staatszeitung
Die Bayerische Ingenieurekammer veröffentlicht einmal im Monat eine Kolumne zu aktuellen Themen in der Bayerischen Staatszeitung. Hier nehmen die Mitglieder des Vorstands der Kammer Stellung zu Themen aus Bauwesen, Politik und Gesellschaft.
Hier haben wir Ihnen alle Kolumnen zum Lesen oder als Download bereitgestellt.
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