16.06.2020 - Berlin
Die Corona-Krise könnte den Gebäudebereich mit zeitlichem Verzug stärker belasten, als sich derzeit abzeichnet. Die Zahl der Neuaufträge ist seit Wochen stark rückläufig, was in wenigen Monaten spürbar sein wird. Die Branchen setzen deshalb auch auf eine Belebung der Nachfrage durch das Klimaschutzprogramm 2030 und das Konjunkturpaket. Der neue Marktmonitor der Deutschen Energie-Agentur (dena) zeigt Perspektiven des Gebäudesektors im Kontext der Corona-Krise auf.
Für Energie
und Klimaschutz stehen mit dem Klimaschutzprogramm gut 50 Milliarden, aus dem
Konjunkturprogramm etwa 40 Milliarden Euro zur Verfügung. Die Politik hat damit
Maßnahmen im Umfang von fast 100 Milliarden Euro auf den Weg gebracht, die auch
im Gebäudebereich Wirkung entfalten können. Insgesamt kommt es nun darauf an,
den Bausektor in den kommenden Monaten zu stabilisieren und gleichzeitig die
richtigen Impulse für mittelfristig wirkende Klimaschutz- und
Konjunkturmaßnahmen zu setzen.
Die Deutsche Energie-Agentur (dena) bietet mit dem dena-Marktmonitor Gebäudesektor „Perspektiven des Gebäudesektors in der Corona-Krise“ einen differenzierten Einblick in die Branchen und zeigt Lösungsoptionen für nachhaltiges Wachstum.
dena-MARKTMONITOR Gebäudesektor – Perspektiven des Gebäudesektors in der „Corona-Krise“
Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der dena-Geschäftsführung, kommentiert: „Viele Unternehmen sind mit vollen Auftragsbüchern in die Krise gestartet. Aber dieser Puffer schmilzt bei Bauunternehmen, Herstellern, Handwerk und Planern dahin. Wichtig sind daher Maßnahmen, die sowohl die Nachfrage als auch die Klimaschutzziele stärken. Das aktuelle Konjunkturprogramm der Bundesregierung spiegelt das in weiten Teilen wider. Es gibt durchaus Gründe für Zuversicht. Die dynamischen Entwicklungen bedürfen allerdings eines genauen Monitorings. Dazu möchten wir mit diesem dena-Marktmonitor einen Beitrag leisten.“
Die Branche beschäftigt insgesamt 4,2 Millionen Mitarbeiter und setzte im vergangenen Jahr ein Bauvolumen von rund 430 Milliarden um. Der Sektor ist aus klimapolitischer Sicht relevant, da die Emissionen im Gebäudebereich bis 2030 von heute rund 120 Millionen Tonnen auf 70 Millionen Tonnen sinken müssen.
Die im
Januar 2020 im Rahmen des Klimaschutzprogramms stark verbesserten
Förderprogramme bieten Unternehmen und privaten Immobilienbesitzern attraktive
Anreize für energieeffizientes Bauen und Sanieren. Auch die Beschlüsse zum
Konjunkturpaket der Bundesregierung bauen darauf auf, indem das CO2-Sanierungsprogramm
für die Jahre 2020 und 2021 jeweils um eine Milliarde auf 2,5 Milliarden
aufgestockt wird.
Die Nachfrage nach den Förderprogrammen ist im ersten Quartal 2020 deutlich gestiegen. Von zentraler Bedeutung ist nun ein monatliches engmaschiges Monitoring der Förderabrufe, um bei Bedarf frühzeitig nachsteuern zu können. Der kontinuierliche Mittelfluss ist wichtig für eine konstante Nachfrage, die auch Planungssicherheit schafft.
Unternehmen
benötigen vor allem verlässlich Aufträge. Vorliegende Bau- und
Sanierungsanträge müssen daher seitens der Verwaltungen zügig bearbeitet
werden. Wichtig ist auch, dass Kommunen die energetische Sanierung von Schulen,
Verwaltungsgebäuden oder Krankenhäusern vorantreiben und zusätzlichen Wohnraum
schaffen. Denn dies dient der Konjunkturbelebung und dem Klimaschutz
gleichermaßen.
Ergänzend sollten zur Unterstützung von Kommunen und Kreisen auf Landes- oder regionaler Ebene Kompetenzzentren geschaffen werden, die flächendeckend Unterstützungsdienstleistungen für die Bauverwaltungen anbieten. Um privaten Bauherren sinnvolle Investitionsmöglichkeiten aufzuzeigen, sollte eine kostenfreie, vom Bund getragene Beratungsoffensive mit individuellen Sanierungsfahrplänen (iSFP) ins Leben gerufen werden.
Durch die Corona-Pandemie wird deutlich, in welchen Bereichen längerfristige Transformationsansätze notwendig sind und wie Wirtschaftswachstum und Klimaschutz gleichermaßen gestärkt werden können. Digitale Antrags- und Genehmigungsprozesse gehören ebenso dazu wie Ausbildungs- und Qualifizierungsprogramme, um den seit Jahren bestehenden Fachkräftemangel aufzulösen.
Quelle: Deutsche Energie-Agentur (dena); © Fotos: Gerd Altmann / Pixabay, 2x dena; Thomas Wolter / Pixabay
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