27.07.2020 - Kornwestheim/Stuttgart
Im Herzen Stuttgarts entsteht mit dem Rosensteinviertel in den kommenden Jahren ein ganz neuer Stadtteil. Durch den Gleisrückbau im Rahmen von Stuttgart 21 wird direkt hinter dem Bahnhof eine Fläche von rund 85 Hektar frei, auf der man mehr als 5.000 Wohnungen bauen möchte. Es soll ein Ort mit großer urbaner Lebensqualität und sehr viel Grün werden ...
Klar, auf dem Papier hört sich sowas immer gut an. Aber in der Realität ist die Integration von zahlreichen Bäumen und anderen Pflanzen in die städtische Bebauung sowohl für Kommunen als auch Privatbesitzer eine Herausforderung. Denn gerade in Zeiten des Klimawandels und zunehmender Trockenperioden stellt sich die Frage: Woher nimmt man die großen Mengen Gießwasser, die benötigt werden?
Der Suche nach einer Antwort geht derzeit auch das Forschungsprojekt INTERESS-I nach und präsentiert mit dem Impulsprojekt Stuttgart ein offenes Forschungslabor am Rande des zukünftigen Rosensteinviertels. INTERESS-I steht für „Integrierte Strategien zur Stärkung urbaner blau-grüner Infrastrukturen“ und erarbeitet Konzepte und Maßnahmen zur Optimierung der Siedlungs- und Bauwerksstrukturen auf der Basis stadtklimatischer Anforderungen, der Wasserverfügbarkeit und -qualität und der Belange der Freiraumversorgung.
Beim Impulsprojekt Stuttgart arbeiten unter der Leitung der Technischen Universität München verschiedene Hochschulen, Kommunen und Unternehmen eng zusammen. Kernstück des offenen Forschungslabors sind dreigeschossige Wohncontainer, in denen Arbeiter während ihres Einsatzes auf der Großbaustelle untergebracht sind, und von denen Teile mit Vertikalbegrünungssystemen versehen wurden.
Für die
Versorgung der Pflanzen wird zum einen Regenwasser von der Dachfläche gesammelt
und in einer Retentions-Zisterne gespeichert, zum anderen wird auch der Abfluss
aus den Duschen und Handwaschbecken der Wohncontainer aufgefangen. Dieses nur
leicht verschmutzte, sogenannte Grauwasser durchläuft vor seinem Gießeinsatz
eine filternde Pflanzenkläranlage, die mit Kies und Sand gefüllt und mit Schilf
bewachsen ist. Knapp 400 Liter pro Tag können in dieser direkt vor den
Containern aufgebauten Anlage gereinigt werden. Im Anschluss erfolgt eine
weitere Hygienisierung mit UV-Lampen.
Drei verschiedene etablierte Vertikalbegrünungssysteme kommen im offenen Forschungslabor zum Einsatz – alle aus dem Programm der Helix Pflanzen GmbH aus Kornwestheim.
Im Erdgeschoss der Wohncontainer ist es ‘Elementa‘, ein System, das sonst häufig auch als Lärmschutzwand verbaut wird.
Auf der mittleren Containerebene hat das System ‘Elata‘ seinen Platz. Kletterpflanzen wie Efeu wachsen hier in mit Granulat gefüllten, speziellen Kästen und beranken ein stabiles Metallgitter.
Das System ‘Biomura‘ wurde ganz oben installiert. Die aus recyceltem Kunststoff hergestellten Pflanzkassetten haben eine Größe von 60 mal 45 Zentimetern und verfügen über 16 Pflanzlöcher und bieten Platz für Stauden und Kräuter.
Am 15. Juli 2020 wurde das Impulsprojekt Stuttgart offiziell in Betrieb genommen. Das Projekt läuft bis Oktober 2021 und ist öffentlich zugänglich. Während der gesamten Zeit finden regelmäßig Führungen vor Ort statt.
Das
Forschungsprojekt INTERESS-I ist Teil des vom Bundesministerium für Bildung und
Forschung (BMBF) geförderten Vorhabens MONARES (Monitoring von
Anpassungsmaßnahmen und Klimaresilienz in Städten) und wird von SynVer*Z
(Wirksamkeit von Forschung zur nachhaltigen Transformation von Städten)
begleitet.
Projektleitung:
Projektpartner:
Weitere Informationen:
Quelle: NED.WORK Agentur + Verlag GmbH, © Fotos (von oben nach unten): Julian Rettig; Well & Ludwig 2020; Julian Rettig; Julian Rettig
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