17.08.2020 - Düsseldorf
Die negative Wirkung der allgemeinen konjunkturellen Abkühlung hat sich insbesondere ab April 2020 durch die Corona-Krise auf dem Ingenieurarbeitsmarkt weiter verstärkt. Im Vergleich zum Vorjahresquartal ist die Arbeitskräftenachfrage im Ingenieurbereich um 23,7 Prozent gesunken, während die Arbeitslosigkeit sprunghaft um 38,6 Prozent angestiegen ist. Bei den Bauingenieuren fielen die Effekte noch vergleichsweise moderat aus. Das zeigt der neue Ingenieurmonitor, den das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag des VDI vierteljährlich erstellt.
Insbesondere für jüngere Ingenieur*innen mit auslaufenden Projektverträgen und Berufseinsteiger*innen ist die Situation heikel. In erster Linie versuchen Arbeitgeber vor allem ihr Stammpersonal zu halten und verzichten auf Neueinstellungen.
Von der negativen Entwicklung sind
sämtliche Ingenieurberufskategorien und Arbeitsmarktregionen deutlich
betroffen. Von
der negativen Entwicklung waren sämtliche Ingenieurberufskateorien und
sämtliche Arbeitsmarktregionen deutlich betroffen.
Während die Effekte bei Bauingenieur*innen (aufgrund der immer noch sehr hohen Bautätigkeit) und Informatiker*innen (aufgrund des aus der Corona-Krise resultierenden Digitalisierungsschubs) noch vergleichsweise moderat ausfielen, mussten insbesondere Maschinen- und Fahrzeugbau- sowie Elektroingenieur*innen (durch den kapitalen Auftragsrückgang in der Industrie) gravierende Einschnitte erfahren.
Neben der konjunkturellen Abkühlung bereits vor der Corona-Pandemie und den Folgen der Corona-Krise wirkt ein dritter Effekt auf den Ingenieurarbeitsmarkt ein: Die demografische Entwicklung weist sowohl zurückgehende Absolventenzahlen in den Ingenieurwissenschaften als auch ein zunehmend altersbedingtes Ausscheiden berufserfahrener Ingenieur*innen auf.
„Während die Effekte der konjunkturellen Abkühlung und der Corona-Krise vorübergehender Natur sein dürften, wird spätestens mit ihrem Abklingen die langfristige demografische Herausforderung wieder spürbar werden“, prognostiziert Ingo Rauhut, Arbeitsmarktexperte des VDI.
Der neue Ingenieurmonitor wirft
dieses Mal ein Schlaglicht auf die regionale Beschäftigungsintensität
industrienaher Ingenieurberufe in Deutschland. Die industrienahe
Ingenieurbeschäftigung ist ein guter Indikator für die regionale Innovationskraft,
da sie Aussage über die Forschungsintensität und Patentleistung der jeweiligen
Region trifft.
In den zurückliegenden sieben Jahren ist die Beschäftigungsintensität bundesweit kontinuierlich gestiegen. Auch im Jahr 2020 dürfte dieser Trend anhalten, da sich die Ingenieurbeschäftigung in Krisenzeiten zumindest besser entwickelt als die Gesamtbeschäftigung. Baden-Württemberg und Bayern weisen eine nahezu dreimal höhere Beschäftigungsdichte auf als das Schlusslicht Mecklenburg-Vorpommern.
Trotz spürbarer Einbußen bilden die Informatikerberufe im zweiten Quartal 2020 mit monatsdurchschnittlich 33.820 offenen Stellen weiterhin die größte Kategorie des Stellenangebots in den Ingenieurberufen. Gesucht werden insbesondere Schnittstellenkompetenzen von IT und Elektrotechnik. Auch die Bauingenieurberufe konnten mit rund 31.670 offenen Stellen und einem Rückgang von lediglich 11 Prozent noch eine ansprechrechende Nachfrage verzeichnen. In den Bereichen Maschinen- und Fahrzeugtechnik sowie Energie- und Elektrotechnik waren zusammengenommen 21.190 Vakanzen gemeldet, was bei stark rückläufigem Anteil nur noch rund 21 Prozent des Gesamtstellenangebots in den Ingenieur- und Informatikerberufen entspricht.
Im Vergleich zum Vorjahresquartal hatten sämtliche Ingenieurberufskategorien einen deutlichen Rückgang bei der Arbeitskräftenachfrage zu verzeichnen. Dieser betraf insbesondere die Technische Forschung und Produktionssteuerung sowie die Maschinen- und Fahrzeugtechnik und spiegelt die durch Corona nochmals verstärkte konjunkturelle Eintrübung in der Automobilindustrie und im Maschinenbau wider. Auch die Elektrotechnik sowie die Kunststofftechnik hatten deutliche Rückgänge zu verzeichnen.
Der Ingenieurarbeitsmarkt erlebt aktuell eine gegensätzliche Entwicklung derart, dass stark industrienahe Qualifikationen einen besonders starken temporären Nachfragerückgang erleben, während bau- oder dienstleistungsnahe Qualifikationen nur moderat unter der aktuellen Krise leiden. Die Gründe liegen in der sehr unterschiedlichen Betroffenheit der jeweiligen Wirtschaftszweige von der konjunkturellen Abkühlung. Die anhaltende gute Baukonjunktur und die Dynamik der Digitalisierung – in einzelnen Anwendungsbereichen hat Corona sogar zu einer gestiegenen Nachfrage geführt – üben kompensierende Impulse aus, während die um Corona verstärkte Krise der klassischen Industriebranchen besonders negativ auf die industrienahen Ingenieurgruppen wirkt.
Die Informatikerberufe bilden im zweiten Quartal 2020 mit monatsdurchschnittlich 11.359 Arbeitslosen die größte Kategorie des Arbeitskräfteangebots in den Ingenieurberufen. Gemeinsam mit der Berufskategorie Technische Forschung und Produktionssteuerung, in der 10.580 Personen arbeitslos gemeldet waren, vereint diese Ingenieurkategorie rund 52 Prozent des gesamten Arbeitskräfteangebots in den Ingenieurberufen auf sich.
In den Bauberufen,
die rund 32 Prozent des Stellenangebots auf sich vereinen, suchten 7.466
Personen eine Beschäftigung, was einem Anteil von 18 Prozent des gesamten
Arbeitskräfteangebots entspricht. Verglichen zum Vorjahresquartal ist die Zahl
der Arbeitslosen in sämtlichen Berufskategorien sprunghaft gestiegen, auch bei Bauingenieuren.
Letztere hatten mit 30,4 Prozent jedoch den geringsten Anstieg der großen
Ingenieurgruppen verzeichnen.
Ingenieurberufe der Technischen Forschung und Produktionssteuerung (46,1 Prozent) sowie Maschinenbau- und Fahrzeugtechnikberufe (39.6 Prozent) und Informatikerberufe (43,3 Prozent) und hatten dagegen einen deutlichen Anstieg zu verzeichnen. Die Entwicklung bei den Informatikerberufen ist der Tatsache begründet, dass trotz einer weiterhin und auch perspektivisch sehr hohen Arbeitsmarktnachfrage ein neuer Rekordstand an Absolvent*innen auf den Arbeitsmarkt tritt.
Die Bauingenieurberufe bilden im zweiten Quartal 2020 mit monatsdurchschnittlich 424 offenen Stellen je 100 Arbeitslosen den größten Engpass, deutlich vor den Informatikerberufen mit einer Relation von 298 je 100.
In vielen Ingenieurberufskategorien lag trotz der gravierenden Eintrübung weiterhin noch ein Engpass vor, der sich jedoch in den meisten Kategorien und auch Regionen sowie im globalen Durchschnitt im Vergleich zum Vorjahresquartal deutlich entschärft hat. Auch ist in Extremsituationen wie der Corona-Krise davon auszugehen, dass die Arbeitsmarktstatistik einige temporäre Verzerrungen aufweist, wie etwa in Folge von Kurzarbeit oder nicht aus dem BA-System abgemeldeten offenen Stellen. In der Folge dürfte auch der Ingenieurarbeitsmarkt aktuell nicht mit der-selben Präzision abzubilden sein, wie es unter regulären Bedingungen der Fall ist.
Die weiterhin hohe Arbeitskräftenachfrage im Baubereich hat dazu geführt, dass die Engpasskennziffer in dieser Berufskategorie trotz eines ohnehin schon hohen Niveaus gegenüber dem Vorjahreswert nur um 31,7 Prozent nachgegeben hat. Im Durchschnitt aller Ingenieurberufe und Regionen nahm die Engpasskennziffer um 45,0 Prozent ab. Auch wenn die Geschäftserwartungen sogar im Baubereich deutlich gedämpfter ausfallen, ist weiterhin mit einer hohen Arbeitskräftenachfrage nach Bauingenieuren und Architekten zu rechnen.
Wenngleich sich in den südlichen Flächenländern noch immer ein Engpass zeigt, so hat sich dieser dort auch am stärksten entspannt (-59,4 Prozent in Baden-Württemberg und -50,3 Prozent in Bayern).
Den vollständigen VDI-/IW-Ingenieurmonitor gibt es hier unter Angabe Ihrer Kontaktdaten kostenfrei zum Download.
Quelle und Fotos: VDI
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