25.06.2021 - Berlin / Wiesbaden
„Die Umsatzentwicklung zeigt im April das erste Mal in diesem Jahr ein positives Vorzeichen. Allerdings bleibt nach dem Wintereinbruch und den coronabedingten Bremsspuren gegenüber dem Vorjahr noch einiges aufzuholen“, kommentiert Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe, die jüngsten Daten des Statistischen Bundesamts zur aktuellen Entwicklung der Konjunktur im Bauhauptgewerbe. Auch die deutsche Bauindustrie weist auf Lieferengpässe und starke Preissteigerungen bei Baumaterialien hin.
Demnach erreichten die Betriebe mit 20 und mehr Beschäftigten im Bauhauptgewerbe im April einen Umsatz von 7,94 Mrd. Euro (+2,3%). Der Umsatz erreicht damit bis zum April ca. 24,4 Mrd. Euro (-5,9%). Aufträge gingen im April im Umfang von ca. 7,9 Mrd. Euro ein (+7,0%).
„Die sich fortsetzenden Probleme bei der Lieferung von Baustoffen wie Holz, Stahl und Kunststoffen stellen dabei eine große Herausforderung dar. Wir begrüßen die Maßnahmen der Bundesregierung, die Belastungen für die Bauunternehmen durch die die Verlängerung der Erleichterungen der Kurzarbeitergeldverordnung sowie des Überbrückungsgeldes III abzufedern. Auch die Anwendung von Stoffpreisgleitklauseln und die Rücknahme von Beschränkungen beim Holzeinschlag sind richtige Schritte. Wenn die Nachfrage und das Angebot bei global gehandelten Baustoffen nicht zügig wieder ins Gleichgewicht kommen, ist der Baustellenbetrieb allerdings vielfach gefährdet. Projekte sind nur noch schwer kalkulierbar“, so Pakleppa weiter.
Die Entwicklung beim Auftragseingang sieht Pakleppa in den Bausparten sehr differenziert: „Das Auftragsplus von 7 Prozent im April gegenüber dem April 2020 ist maßgeblich auf das Einknicken der Nachfrage im Vorjahr im Wohnungsbau und Wirtschaftshochbau nach den ersten Lockdown zurückzuführen. Die Nachfrage im Wohnungsbau hat sich nachfolgend wieder stabilisiert und zeigt sich auch nachhaltig. Bis zum April erreichten die Order hier ein Volumen von 7,3 Mrd. Euro (+13,4%). Im Wirtschaftshochbau sehen wir noch keine vergleichsweise dynamische Entwicklung. Die Order erreichten bis zum April 7,1 Mrd. Euro. Gegenüber dem Vorjahr ist das ein Plus von 3,3%“, führt Pakleppa aus.
„Sorgen macht uns weiterhin die Nachfrage im Straßenbau. Hier kommen zu wenig neue Aufträge in einen breiten Wettbewerb. Die Order verfehlen das Vorjahresniveau bis April um ca. 170 Mio. Euro (-3,6%). Der Bund muss mit der die Autobahn GmbH hier weiter mittelstandsgerechte Projekte an den Markt bringen. Und die Kommunen brauchen dringend Investitionssicherheit. Das Verharren des kommunalen Investitionsstaus bei den Straßen bei über 30 Mrd. Euro macht das deutlich. Die Kommunen brauchen eine Fortschreibung des Rettungsschirmes aus 2021“, erklärte Pakleppa abschließend.
„Die Nachfrage nach Bauleistungen lag im April dieses Jahres zwar deutlich über dem - coronabedingt - schwachen Vorjahresniveau, den Bauunternehmen machen aber die Lieferengpässe und die starken Preissteigerungen bei Baumaterialien zu schaffen. Dies könnte nicht nur zu Verzögerungen bei einzelnen Projekten führen, die stark steigenden Baumaterialpreise drücken auch auf die – in der Bauwirtschaft im Vergleich zu anderen Zweigen des Produzierenden Gewerbes ohnehin schwächere – Ertragslage“, kommentierte der Vizepräsident Wirtschaft des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Tim Lorenz, die in der neuesten Ausgabe des Aktuellen Zahlenbildes veröffentlichten Konjunkturindikatoren für die Bauwirtschaft.
Demnach sei der Auftragseingang der Betriebe im Bauhauptgewerbe mit 20 und mehr Beschäftigten im April 2021 im Vergleich zum Vorjahresmonat zwar um 7,0 % (real: + 4,1 %) und zum Vormonat** um 9,8 % gestiegen, die Preise für wichtige Vorprodukte wie Betonstahl, Bitumen und Holz hätten im gleichen Zeitraum aber um bis zu 50 % zugelegt. „Wenn bei langlaufenden Projekten keine Preisgleitung vereinbart wurde, trägt man das Risiko als Bauunternehmer allein.“
Lorenz: „Hinzu kommt, dass von der positiven Nachfrageentwicklung der ersten vier Monate nicht sämtliche Regionen gleichermaßen profitierten. Während für Deutschland insgesamt ein Plus von 3,7 % ausgewiesen wurde, ist der Auftragseingang in Ostdeutschland um 3,3 % zurückgegangen. Unsere Branche weist nicht nur hinsichtlich der Regionen, sondern auch bei den Bausparten eine unterschiedliche Entwicklung auf.“ Während die Nachfrage im Wohnungsbau deutlich gestiegen sei (April: + 40,5 %, Jan.-Apr.: + 13,4 %), sei diese im Öffentlichen Bau rückläufig (- 7,2 % bzw. – 1,2 %).
Insbesondere der Straßenbau sei betroffen: Die Orderaufträge von Bund, Ländern und Gemeinden seien im April um 9,0 % zurückgegangen (Jan.-Apr.: - 3,6 %). „Hier macht sich bemerkbar, dass die verfügbaren Mittel nicht zeitnah auf den Markt kommen. Zudem greifen Bund und Länder den Kommunen nicht mehr mit einer Kompensation der Gewerbesteuerausfälle unter die Arme.“ Entsprechend seien die Bauausgaben der Gemeinden im ersten Vierteljahr um 5,2 %, für die Straßen sogar um 7,3 % zurückgegangen. „Auf kommunaler Ebene gehen Einnahmeausfälle eben immer direkt zu Lasten der Investitionen. Die Kompensationsregelung sollte unbedingt auch im laufenden Jahr gelten“, appelliert Lorenz an die Politik. „Sonst werden uns die Schlaglöcher des vergangenen Winters noch lange erhalten bleiben.“
„Der Winter hat sich negativ auf den Umsatz der Baubetriebe* ausgewirkt: In den ersten vier Monaten ist dieser um 5,9 % (real: - 8,4 %) zurückgegangen“, beschreibt Lorenz die Situation. Daran hätte auch das leichte Plus im April von 2,3 % nichts geändert (real: - 0,7 %). „Das Umsatzplus im April hätte höher ausfallen können, wenn nach der Witterung nicht auch noch der Materialmangel viele Baufirmen ausgebremst hätte.“ Fehlendes Baumaterial werde auch im Mai die Bautätigkeit behindern: Während im April 19 % der vom ifo Institut befragten Baufirmen eine Behinderung gemeldet hätten, seien im Mai schon 40 % betroffen gewesen.
Alle Angaben und
Berechnungen beruhen auf Daten des Statistischen Bundesamtes sowie des ifo
Instituts.
*)
Baubetriebe mit 20 und mehr Beschäftigten
**) preis-, saison- und
kalenderbereinigt
Der reale (preisbereinigte) Auftragseingang im Bauhauptgewerbe war nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) im April 2021 saison- und kalenderbereinigt 9,8 % höher als im März 2021.
Im Vergleich zum April 2020 war der reale, kalenderbereinigte Auftragseingang im April 2021 um 4,1 % höher. In den ersten vier Monaten des Jahres 2021 stiegen die realen Auftragseingänge gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 1,2 %.
Der Auftragseingang im Bauhauptgewerbe betrug im April 2021 rund 7,9 Milliarden Euro. Das waren nominal (nicht preisbereinigt) 7,0 % mehr als im April 2020 und damit der höchste jemals gemessene Wert an Neuaufträgen in einem April in Deutschland. In den ersten vier Monaten 2021 stiegen die nominalen Auftragseingänge im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 3,8 %.
Quellen: Zentralverbands Deutsches Baugewerbe (ZDB), Hauptverband
der Deutschen Bauindustrie, Statistisches Bundesamt, Grafiken und Fotos: Markus Distelrath / Pixabay,
Hauptverband der Deutschen Bauindustrie, Statistisches Bundesamt, Redaktion:Jan Struck / Bayerische Ingenieurekammer-Bau
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