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In Gedenken an Jörg Schlaich

* 17. Oktober 1934 - † 4. September 2021

07.09.2021 - Stuttgart / Belin

In Gedenken an Jörg Schlaich

Der renommierte deutsche Bauingenieur Jörg Schlaich ist am Samstag, den 4. September 2021 im Alter von 86 Jahren im Kreis seiner Familie verstorben, wie das von ihm gegründete Ingenieurbüro Schlaich Bergermann Partner bekannt gab. Schlaich entwarf zahlreiche Brücken und Hallen und war besonders für seine filigranen Konstruktionen bekannt. Die Bayerische Ingenieurekammer-Bau wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

Professor Jörg Schlaich gründete im Jahr 1980 das Ingenieurbüro Schlaich Bergermann Partner und leitete es gemeinsam mit Rudolf Bergermann bis Ende 2002. Noch viele Jahre danach stand er den Partnern und Mitarbeitenden als wichtiger und hoch geschätzter Ideen- und Ratgeber zur Seite.

Im November wird in Stuttgart eine Gedenkfeier stattfinden, bei der Weggefährten über ihre Begegnungen und Projekte mit Jörg Schlaich berichten. Weitere Informationen folgen über die Internetseite von Schlaich Bergermann Partner:
www.sbp.de

Kondolenzen können gesendet werden an:
schlaich bergermann partner sbp gmbh
Monika Jocher, Assistenz Jörg Schlaich
Brunnenstrasse 110 c
13355 Berlin
trrjrgschlchsbpd

Aus dem Leben von Jörg Schlaich

Jörg Schlaich wurde am 17. Oktober 1934 als Sohn des evangelischen Pfarrers Ludwig Schlaich, des Leiters der Diakonie Stetten, geboren. Er besuchte die Schule und das Gymnasium in Stetten, Heilbronn und Waiblingen und machte außerdem eine Ausbildung als Schreiner (Abitur und Gesellenprüfung 1953) und studierte danach Architektur und Bauingenieurwesen in Stuttgart und an der TU Berlin.

1959/60 war er Graduate Assistant und Lecturer für Stahlbetonkonstruktionen am Case Institute of Technology in Cleveland, Ohio, an der er 1961 seinen Master-Abschluss erwarb. 1961 bis 1963 war er Entwurfsingenieur bei der Firma Ludwig Bauer in Stuttgart und arbeitete gleichzeitig an seiner Dissertation, die 1963 in Stuttgart erfolgte (Die Gewölbewirkung in durchlaufenden Stahlbetonplatten).

Ab 1963 war er Entwurfsingenieur im Ingenieurbüro Leonhardt und Andrä in Stuttgart, in dem er 1970 Partner wurde. Das blieb er bis 1979, als er sein eigenes Ingenieurbüro gründete. Von 1974 bis 2001 war er als Nachfolger von Fritz Leonhardt Professor für Massivbau am Institut für Konstruktion und Entwurf der Universität Stuttgart.

Jörg Schlaich war ein weltweit anerkannter Fachmann für unkonventionelle Ingenieurbauwerke. Bekannt wurde er unter anderem durch filigrane Fußgängerbrücken, hohe Stahltürme und aufwändige Seilnetzkonstruktionen, mit denen er architektonisches Neuland betrat. Maßgeblich beeinflusst sah er sich von Fritz Leonhardt, dem Planer des Stuttgarter Fernsehturms, des ersten Fernsehturms überhaupt, dem weltweit zahlreiche weitere folgten.

1980 gründete Schlaich mit Rudolf Bergermann das Ingenieurbüro Schlaich Bergermann und Partner mit Sitz in Stuttgart, Berlin und New York. Sein Sohn Mike Schlaich ist Professor für Massivbau an der TU Berlin. Seine Schwester Brigitte Peterhans (1928–2021) war eine deutsch-amerikanische Architektin und Partnerin bei Skidmore, Owings and Merrill; sie war verheiratet mit dem Fotografen Walter Peterhans.

Jörg Schlaich starb am 4. September 2021 im Alter von 86 Jahren.

Werke

In Zusammenarbeit mit Günter Behnisch und Frei Otto gestaltete er das Dach des Münchner Olympiaparks, 1979 baute er die Vidyasagar Setu (oder Second Hooghly Bridge) im indischen Kalkutta, die 1992 nach einer Bauzeit von 13 Jahren für den Verkehr freigegeben wurde) sowie 1973 zusammen mit Walter Neuhäusser die Alsterschwimmhalle in Hamburg.

Er war Mitglied der Gruppe „Think“, die mit ihrem Entwurf für den Freedom Tower den Zuschlag für den Wiederaufbau des zerstörten World Trade Centers knapp verpasste.

1983 bis 1984 entstand nach Plänen von Architekt Gottfried Böhm mit Jörg Schlaich das Züblin-Haus in Stuttgart-Möhringen, der preisgekrönte Konzernsitz der Ed. Züblin AG. Auch das Membrandach des Gottlieb-Daimler-Stadions ist ein Entwurf Jörg Schlaichs von 1992.

1999 wurde mit dem Schlaichturm ein 24 Meter hoher Aussichtsturm mit einer filigranen Seilnetzkonstruktion in Weil am Rhein zur Landesgartenschau eröffnet. Im Jahr 2001 folgte in Stuttgart der ähnlich konstruierte 43 m hohe Killesbergturm, im Höhenpark Killesberg fertiggestellt. In den Jahren von 2010 bis 2014 plante Schlaich in Manaus in Brasilien das Fußballstadion Arena da Amazônia.

Außerdem entwarf Jörg Schlaich zahlreiche Brücken wie die Hängebrücke am Max-Eyth-See über den Neckar („Golden Gatele“), die Hörnbrücke in Kiel, die Buckelbrücke im Innenhafen von Kiel, die Erzbahnschwinge in Bochum, die Grimberger Sichel über den Rhein-Herne-Kanal, die Glacisbrücke Minden, die Ting-Kau-Brücke in Hongkong oder die Vidyasagar Setu (Hooghly Bridge) in Kalkutta.

Zusammen mit Rudolf Bergermann hat Schlaich sein Werkearchiv der Berliner Akademie der Künste übergeben.

Ehrungen und Auszeichnungen

  • Goldmedaille der Institution of Structural Engineers (1990)
  • Award of Merit in Structural Engineering der Internationalen Vereinigung für Hochbau und Brückenbau IVBH (1991)
  • 1990 Freyssinet-Medaille
  • Seit 1992 Mitglied der Freien Akademie der Künste Hamburg
  • Seit 1999 Mitglied der Akademie der Künste Berlin
  • Emil-Mörsch-Denkmünze (1995)
  • Ehrenprofessur der Tongji-Universität Shanghai, Volksrepublik China (2001)
  • Fritz-Leonhardt-Preis der Ingenieurkammer Baden-Württemberg und des Verbandes Beratender Ingenieure (2002)
  • Werner-von-Siemens-Ring für sein Lebenswerk (2002)
  • Ehrendoktor der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL) (2003)
  • Ehrenprofessur an der Huazhong University of Science and Technology (HUST) in Wuhan, Volksrepublik China (2006)
  • José Entrecanales Ibarra-Preis (2008)
  • European Steel Bridges Award in der Kategorie Fußgängerbrücken für die Grimberger Sichel (2010)
  • Deutscher Brückenbaupreis für die Gänsebachtalbrücke bei Buttstädt in Thüringen (2014)

© Foto: Amin Akhtar / Ingenieurbüro Schlaich Bergermann Partner

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