24.09.2021 - München/Koblenz
Die Bundesvereinigung der Straßenbau- und Verkehrsingenieure e.V. (BSVI) hat am 17. September in Koblenz den Deutschen Ingenieurpreis Straße und Verkehr verliehen. Der Preis begehrte Preis steht unter der Schirmherrschaft des Bundesverkehrsministeriums. Gemeinsam mit Staatssekretär Dr. Michael Güntner und Staatssekretär Andy Becht zeichnete der BSVI-Präsident Matthias Paraknewitz herausragende Ingenieurarbeiten in den drei Kategorien „Baukultur“, „Innovation|Digitalisierung“ und „Neue Mobilität“ aus.
Der 2013 von der Bundesvereinigung für Straßenbau- und Verkehrsingenieure ins Leben gerufene »Deutsche Ingenieurpreis Straße und Verkehr 2021« hat sich als feste Größe des kollegialen Wettbewerbs etabliert. Trotz pandemischer Lage konnte auch in diesem Jahr mit insgesamt 58 Einreichungen eine rege Beteiligung verzeichnet werden. Nach dem bewährten zweistufigen Auswahlverfahren wurden in jeder Kategorie zunächst jeweils drei Arbeiten nominiert. Die Auswahl der Preisträger erfolgte durch eine Jury aus bekannten Persönlichkeiten der Fachöffentlichkeit.
Städte stellen historisch gewachsene, komplexe räumliche Gebilde dar, die viele Funktionen erfüllen müssen. Die Herausforderung zukunftsweisender innerstädtischer Infrastrukturmaßnahmen besteht darin, den Bestand an die neuen Anforderungen anzupassen und dabei die prägenden Strukturen zu erhalten oder sogar herauszuarbeiten. In der Kategorie „Baukultur“ wurde das Projekt „Umgestaltung der Holstenbrücke/ Neubau Kleiner Kiel-Kanal (Holstenfleet)“ der Stadt Kiel ausgezeichnet. In dem interdisziplinären Projekt schafften es die Planer in vorbildlicher Weise, die historische Insellage der Kieler Altstadt wieder erlebbar zu machen. Durch die Herausnahme des motorisierten Individualverkehrs - bei gleichzeitiger Stärkung des Umweltverbundes - gelang nicht nur ein wichtiger Schritt zur Mobilitätswende für die Stadt Kiel, sondern es wurde auch Raum geschaffen für eine neue Aufenthaltsqualität: Dort wo sich früher der Verkehr drängte, ist nun Platz für ein Becken, das an die historische Wasserverbindung erinnert. Begleitet wurde dieser Brückenschlag zwischen Geschichte und Moderne durch eine intensive Bürgerbeteiligung. Die Jury zeigte sich sehr beeindruckt von der Strahlkraft, die das mutige interdisziplinäre Projekt über die Quartiersgrenzen hinaus entwickelt hat.
Die zahlreichen Brückenbauwerke, die in der großen Ausbauwelle zwischen 1960 und 1985 errichtet wurden, sind zwischenzeitlich in die Jahre gekommen. Die seit dem Bau exponentiell gestiegene Schwerverkehrsbelastung sowie Tausalz- und Witterungsbeanspruchungen haben ihre Spuren hinterlassen. Dies stellt die Bauwerksprüfingenieure bei den regelmäßigen Bauwerksprüfungen nach DIN 1076 vor stetig wachsende Herausforderlungen. Preisträger in der Kategorie „Innovation | Digitalisierung“ ist das thüringische Startup INFRALYTICA GmbH für das Projekt „INFRA//TWIN – Digitale bildbasierte Zustandserfassung von Infrastrukturbauwerken“. Aus Bilddaten, die mit Einsatz von UAS (unmanned aircraft system) oder verfahrbaren Kameraplattformen erzeugt werden, entstehen durch photogrammetrische 3D-Rekonstruktion hochaufgelöste 3D-Modelle – sogenannte digitale Zwillinge. Mit KI-basierten Methoden des maschinellen Lernens können in den Bilddaten Schäden automatisch erkannt und in der Zustandsbewertung berücksichtigt werden. Die exakte Verortung, Visualisierung und Dokumentation der detektierten Schäden entlastet die Bauwerksprüfer und unterstützt die Erhaltungsplanung. Die Jury hofft, dass mit dem innovativen Ansatz von „INFRA//TWIN“ zukünftig die Bauwerkserhaltung kosteneffizienter und die Verfügbarkeit des Netzes erhöht wird.
Wie zukünftige Mobilität aussehen kann, zeigt der Preisträger der Kategorie „Neue Mobilität“: Die Interlink GmbH wird für das Projekt „TaBuLa - Testzentrum für autonom verkehrende Busse im Kreis Herzogtum Lauenburg“ ausgezeichnet. In Lauenburg gehören automatisiert fahrende Elektro-Shuttle bereits zum Stadtbild. Sie sind auf öffentlichen Straßen im Mischverkehr mit konventionellen Fahrzeugen unterwegs und ergänzen den öffentlichen Personenverkehr. Bis es so weit war, mussten einige verkehrsrechtliche Hürden genommen werden. Doch es hat sich gelohnt: Die Projektidee macht Technik von morgen bereits heute erlebbar. Insbesondere vor dem Hintergrund des demographischen Wandels sieht die Jury in der Projektidee „TaBuLa-Shuttle“ einen verallgemeinerbaren Ansatz für die zukünftige Organisation von Mobilität in ländlichen Räumen. Spannend ist hier auch der Ansatz, die Technologie auf Auslieferungsroboter zu übertragen.
Bild: BSVI
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