22.10.2021 - München
"Der Bau- und Immobilienbereich steht für etwa 40% der CO2-Emissionen. Es ist eine große technische Herausforderung, diesen Zustand zu verbessern", sagt unser Vorstandmitglied Dr. Markus Hennecke. Dabei wird die Vermeidung von C02-Emissionen das persönliche Leben von uns allen betreffen. In diesem Diskurs werde die Expertise der Ingenieurinnen und Ingenieure dringend gebraucht, um Wissen und Fakten in Entscheidungen und politische Willensbildung einfließen zu lassen, so Hennecke weiter.
Technik gehört wie bildende Künste, Musik, Tanz oder Literatur zu den kulturellen Werten der Menschheit. Kreativität, Wissen und Mut sind die Basis zur Schaffung technischer Inhalte.
Unser Leben ist durch Technik geprägt. Sie fördert die demokratische Gesellschaft, indem sie Teilhabe aller Menschen an Gesundheit, Mobilität, Informationen oder Nahrung ermöglicht. Der technische Fortschritt wird weitergehen. Das ist auch notwendig für die Aufgaben, mit denen die Menschheit konfrontiert ist. Die Menschen vertrauen darauf.
Video-Statement von Dr.-Ing. Markus Hennecke
Diese Hoffnung erfährt eine schon fast messianische Überhöhung in dem Glauben, dass Technik allein die drängenden Probleme der Menschheit lösen wird. Das fördert natürlich das Ego von uns Ingenieur:innen, deren Arbeit in der Technik verwurzelt ist. Aber in der überhöhten Wahrnehmung liegt auch ein Risiko.
Erst die Etablierung im täglichen Leben macht aus technischen Ideen Innovationen. Die ureigene Arbeit von Ingenieur:innen ist die Realisierung von Technik unter ökonomischen Randbedingungen. Das unterscheidet Ingenieur:innen von Tüftlern.
Faktoren für
erfolgreiche Innovationen sind Verfügbarkeit von Rohstoffen, Energie und
Arbeitskraft sowie gesellschaftliche Akzeptanz. Der wirtschliche Wohlstand der
Industrieländer ist durch die bisher nicht versiegende Quelle von Ressourcen
begründet. Insbesondere Energie aus fossilen Rohstoffen war im Überfluss
vorhanden.
Da das Verbrennen von fossilen Energieträgern für 85% der anthropogenen CO2-Emissionen steht, ist der Ersatz durch erneuerbare Energie dringend nötig, um die Lebensgrundlagen der Menschheit zu erhalten. Das ist ein fundamentaler Wandel in der 250-jährigen Industriegeschichte, der trotz aller Dringlichkeit Zeit in Anspruch nehmen wird. Damit ändern sich Randbedingungen für Innovationen. Die Ziele sind klar formuliert: Klimaneutralität bis 2045.
Es gibt viele gute Ideen, aber die Umsetzung muss mit der Verfügbarkeit von erneuerbaren Energien synchronisiert werden. Auch die Erwartungen an die Wasserstofftechnologie, Prozesse in der Industrie oder im Bereich der Mobilität ohne C02-Emissionen zu gestalten, kann nur mit Strom aus erneuerbarer Energie erfüllt werden.
Da nicht zu erwarten ist, dass klimaneutrale Technologien von heute auf morgen ausreichend vorhanden sind, werden zwangsläufig Zwischenschritte nötig sein. Neue Technologien sind möglich und wahrscheinlich, stehen unter Umständen jedoch erst nachfolgenden Generationen umfassend zur Verfügung.
Es kann keine Zusage gegeben werden, dass die Vermeidung von C02-Emissionen das persönliche Leben nicht betreffen wird. Wie schwer das wiegt, konnte in den politischen Diskussionen zur Bundestagwahl beobachtet werden, in denen sich alle im Bundestag vertretenen demokratischen Parteien, um diese Aussage gewunden haben.
Der freiwillige
oder erzwungene Bruch mit Gewohnheiten wird zum bestimmenden gesellschaftlichen
Diskurs, da Bürger:innen sich in ihren persönlichen Rechten betroffen sehen. In
dem Diskurs wird die Expertise von Ingenieur:innen dringend gebraucht, um
Wissen und Fakten in Entscheidungen und politische Willensbildung einfließen zu
lassen. Aktuell passiert
das zu wenig.
Die notwendige Einordnung von technischen Ideen und Ansätzen in das Mach- und Erreichbare bleibt aus. Das Fehlen der Ingenieur:innen in den politischen Diskussionen liegt zum einen an den Ingenieur:innen selbst, die die politische Diskussionen scheuen, aber auch an den Medien, die den Kontakt intensiver suchen sollten.
Die Bayerische Ingenieurekammer-Bau führt die Liste der Beratenden Ingenieure in Bayern. Der Beratende Ingenieur, der unabhängig von Produkt- und Herstellerinteressen agiert, darf sich nicht nur als Treuhänder seines Auftraggebers sehen, sondern muss sich beratend in politische Diskussionen über Chancen und Risiken der Technik einmischen.
Kolumne von Dr.Ing. Markus Hennecke, Vorstandsmitglied der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau, veröffentlicht in der Bayerischen Staatszeitung vom 22.10.2021.
Kolumne in der Bayerischen Staatszeitung
Die Bayerische Ingenieurekammer veröffentlicht einmal im Monat eine Kolumne zu aktuellen Themen in der Bayerischen Staatszeitung. Hier nehmen die Mitglieder des Vorstands der Kammer Stellung zu Themen aus Bauwesen, Politik und Gesellschaft.
Hier haben wir Ihnen alle Kolumnen zum Lesen oder als Download bereitgestellt.
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