24.05.2022 -
Beim Wohnungsneubau hat sich der EH-55-Standard aus Sicht der Bundesingenieurkammer zwischenzeitlich als Neubaustandard etabliert. Die Entscheidung der Bundesregierung, auch die Anforderungen an die Gebäudehülle perspektivisch weiter fortzuschreiben führt jedoch z. B. zu noch höheren Dämmstärken. Wichtige Einflussfaktoren wie Nutzerverhalten, Anlagenverluste und Ausführungsqualität bleiben dabei völlig unberücksichtigt. Das ist aus Sicht der Ingenieurinnen und Ingenieure unverhältnismäßig und weder wirtschaftlich noch technisch begründbar.
Hinzu kommt, dass durch Baustoffknappheit und das Erfordernis einer bürokratischen Zertifizierung der Nachhaltigkeit von Neubauten bei der Inanspruchnahme von Förderprogrammen des Bundes das Bauen in diesem Bereich erheblich verteuert wird.
„Ein Impuls für den nachhaltigen Neubau zur Erreichung der Klimaschutzziele wird hiervon nicht ausgehen“, so Dr.-Ing. Heinrich Bökamp, Präsident der Bundesingenieurkammer.
Für die Bewertung der Nachhaltigkeit von Gebäuden braucht es qualifizierte
Fachkräfte. Statt aufwendiger Zertifizierungen für das „Qualitätssiegel
Nachhaltiges Bauen“ durch einige wenige Marktakteure sollte stattdessen die
Expertise und das Know-how von Ingenieurinnen und Ingenieuren genutzt werden.
Dies wird durch Qualifizierungsmaßnahmen der Ingenieurkammern zu aktuellen Anforderungen kontinuierlich sichergestellt und gewährleistet ein nachhaltiges Planungsangebot für alle Bauherren. Die Ingenieurkammern bieten hier ihre Unterstützung an.
Hintergrund:
Der Bund plant in einem Gesetzentwurf zum Gebäudeenergiegesetz die Erhöhung
des energetischen Mindeststandards für den Neubau. Daneben wird nur noch der
Neubau von Häusern gefördert, deren Nachhaltigkeit von einer akkreditierten
Stelle zertifiziert wird.
Quelle: Bundesingenieurkammer, Foto: Pxhere.com
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