24.08.2022 - Wiesbaden
Im Juni 2022 wurde in Deutschland der Bau von 30.425 Wohnungen genehmigt. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, waren das 4,5 % oder 1 419 Baugenehmigungen weniger als im Juni 2021. Im 1. Halbjahr 2022 wurden damit insgesamt 185.772 Baugenehmigungen für Wohnungen erteilt – das waren 2,1 % weniger als im Vorjahreszeitraum (1. Halbjahr 2021: 189.781 Baugenehmigungen). In den Ergebnissen sind sowohl die Baugenehmigungen für Wohnungen in neuen Gebäuden als auch für neue Wohnungen in bestehenden Gebäuden enthalten.
In neu zu errichtenden Wohngebäuden wurden von Januar bis Juni 2022 insgesamt 161.177 Wohnungen genehmigt. Das waren 2,1 % oder 3.425 Wohnungen weniger als im Vorjahreszeitraum. Dabei ging die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser um 17,0 % (-8 583) auf 41.765 zurück. Bei den Zweifamilienhäusern stieg die Zahl genehmigter Wohnungen um 1,6 % (+254) auf 16.622 und bei den Mehrfamilienhäusern um 7,8 % (+7 179) auf 99.755.
Saison- und kalenderbereinigt nahm die Zahl der Baugenehmigungen im Juni 2022 im Vergleich zum Vormonat um 1,3 % ab.
Weitere Informationen
Detaillierte Daten und lange Zeitreihen zu den Baugenehmigungen sowie zum
Bauüberhang können über die Tabellen 31111
und 31131
in der Datenbank GENESIS-Online abgerufen werden.
Der Wohnungsbau leidet unter den gestiegenen Baumaterialkosten und den steigenden Zinsen: Die Genehmigungen für den Neu- und Umbau von Wohnungen sind im Juni um 4,5 Prozent, in den ersten sechs Monaten dieses Jahres um 2,1 Prozent gesunken.
„Die Nachfrage nach Wohnungen ist rückläufig, obwohl der Bedarf – gerade an bezahlbarem Wohnraum – weiterhin hoch ist. Grund dafür sind die seit Kriegsbeginn explodierenden Rohstoffpreise sowie die höheren Zinsen“, sagt Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, zu den vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Baugenehmigungszahlen für den Monat Juni. Während der Einbruch in den ersten Monaten dieses Jahres noch auf einen Basiseffekt zurückzuführen sei – das Auslaufen der Baukindergeld-Förderung Ende März 2021 hat im vergangenen Jahr zu einem Plus von 20 Prozent im ersten Quartal geführt – liege der Rückgang um 4,5 Prozent im Juni 2022 an diesen neuen Rahmenbedingungen.
„Wir befürchten, dass sich die ernüchternde Wohnungsbau-Bilanz 2021 von nur 293.000 fertiggestellten Wohnungen aufgrund der neuen Marktrealitäten in diesem Jahr fortsetzen wird, auch wenn wir auf Zukunft setzen und in der Lage wären, weitaus mehr zu bauen. Die hohen Preise können sich viele private Bauherren nicht mehr leisten. Es werden auch einige Immobilieninvestoren Wohnungsbauprojekte zurückstellen oder im schlimmsten Fall stornieren, weil sie sich nicht mehr rechnen.“ Im Mai hätten im Rahmen der ifo-Konjunkturumfrage 16 Prozent der befragten Bauunternehmen von Stornierungen im Wohnungsbau berichtet, im Juni und auch im Juli hätte der Anteil immer noch bei hohen 12 Prozent gelegen. Dies läge nicht nur deutlich über dem langjährigen Durchschnitt von 2 Prozent, sondern noch einmal deutlich über dem aktuellen Branchendurchschnitt von 8 Prozent. „Die Priorität der Auftraggeber liegt derzeit nur auf der Fertigstellung aktueller Projekte, dringend benötigte, neue Projekte werden hingegen zurückgestellt“, so Müller weiter.
„Angesichts des hohen Bedarfs an Wohnraum ist das bedenklich. Die Bundesbauministerin
sollte gerade deshalb an ihrem Engagement festhalten. Denn ohne Engagement, Mut
und ambitionierten Zielen kann es keine gute Politik geben“, forderte Müller.
Zur Begrenzung der Baukosten gelte es dabei an mehreren Stellschrauben zu
drehen. Während Personalkosten zu Recht tariflich geregelt sind und
Materialkosten steigen, müsse zuallererst Planungssicherheit durch eine
verlässliche Förderkulisse wiederhergestellt werden. „Das Hin und Her der
vergangenen Monate und die erneute kurzfristige Anpassung von Fördersätzen ist
Gift für jeden Investor. Gleichzeitig muss der Zielkonflikt zwischen
Energetischem Bauen einerseits und Bezahlbarem Wohnraum andererseits in einem
neuen Förderansatz aufgefangen werden. Eine Förderung für alles, wird
wahrscheinlich nicht ausreichen“ stellte Müller klar. Ein wesentlicher Hebel
zur Baukostenbegrenzung sei ferner im Bauprozess selbst zu finden, durch mehr
Digitalisierung und industrielle Fertigungsmethoden. Müller: „Die Politik muss
für eine Vereinheitlichung der Landesbauordnungen sorgen, damit serielle und
modulare Bauweisen den erhofften Durchbruch bringen. Unterschiedliche Vorgaben
in 16 Ländern verteuern Wohnungsbauvorhaben unnötig. Das kann nicht im Sinne
der Politiker sein“, so das Fazit des Hauptgeschäftsführers der Deutschen Bauindustrie.
Alle Angaben und Berechnungen beruhen auf Daten des Statistischen Bundesamtes.
Quellen: Statistischen
Bundesamt, Hauptverband
der Deutschen Bauindustrie, Fotos: Deatatis, HDB
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