23.06.2023 - München
"Für den Bau ist es zwingend notwendig, dass die öffentliche Hand, die als Auftraggeberin oder Genehmigungsbehörde auftritt, sich in bundesweit einheitliche digitale Prozesse einbindet. Das umfasst nicht nur Planung, sondern auch Genehmigung, Ausschreibung, Abrechnung oder Dokumentation", sagt Vorstandsmitglied Dr.-Ing. Markus Hennecke in unserer aktuellen Kolumne in der Bayerischen Staatszeitung.
Wissen Sie es noch? Am 2. Januar dieses Jahres standen Sie vor geschlossenen Amtstüren. Grund war nicht ein Streik, sondern das Online-Zugangsgesetz (OZG). Es schreibt vor, dass Nutzerinnen und Nutzer Verwaltungsleistungen in elektronischer Form erledigen können.
Sie erinnern sich nicht? Keine Angst, sie leiden nicht an einer Amnesie. Die Umsetzung des Online-Zugangs ist nur unvollständig erfolgt. Ziel verfehlt!
Ich will nicht ungerecht sein. Die Vorstellung, dass reale Ämter verschwinden, ist genauso falsch, wie der Vorwurf, die öffentliche Hand hätte sich nicht um das Thema gekümmert. Auf verschiedenen Ebenen gab und gibt es vielfältige Aktivitäten und Bemühungen zur Umsetzung.
Offen ist jedoch, ob alle Ideen die digitale Transformation fördern. Im Internet zugängliche Formulare, die Nutzerinnen und Nutzer mit ihrem Computer ausfüllen, ausdrucken, händisch unterschreiben, einscannen und dem Amt elektronisch zustellen, sind selbst auch dann keine digitale Transformation, wenn sie mit künstlicher Intelligenz gelesen werden.
Ziel einer Transformation muss es sein, Prozesse mit neuen technischen Möglichkeiten weiterzuentwickeln und nicht die Technik anzupassen an Prozesse, die für andere technische Möglichkeiten entwickelt wurden. Daten, die mit Maschinen generiert werden, sollten auch direkt zwischen Maschinen ausgetauscht werden.
Elektrizitätswende, Wärmewende, Mobilitätswende oder Kreislaufwirtschaft werden ohne die Digitalisierung scheitern. Die digitale Transformation ist eine Antwort auf den Fachkräftemangel. Bessere Daten führen zu mehr Informationen und damit zu faktenbasierten Entscheidungen.
Ohne
Zweifel ist der Aufwand groß, bis digitale Prozesse fehlerfrei und sicher
laufen. Es ist ein pragmatischer Weg, das, was schon läuft, oder die, die schon
laufen wollen, loszulassen. Dafür gibt es Übergangszeiten. Im OZG waren fünf
Jahre nach Veröffentlichung des Gesetzes vorgesehen.
Für ortansässige Bürgerinnen und Bürger mag es noch verzeihlich sein, wenn Dienste in anderen Gemeinden auf anderen Portalen oder mit anderen Zugängen angeboten werden. Für Unternehmen ist es ein GAU (Größte anzunehmende Unordnung), wenn jeder Gebietskörperschaft Unterlagen in verschiedenen Formaten oder Wegen zugestellt werden müssen. Dann wird die digitale Welt komplizierter als die analoge. Dort war das System eindeutig. Papier, Stift und Briefkasten.
Für den Bau ist es zwingend notwendig, dass die öffentliche Hand, die als Auftraggeberin oder Genehmigungsbehörde auftritt, sich in bundesweit einheitliche digitale Prozesse einbindet. Das umfasst nicht nur Planung, sondern auch Genehmigung, Ausschreibung, Abrechnung oder Dokumentation.
Durchgängig digitale Datenverarbeitung ist die Basis für Building Information Management. Building Information Modeling visualisiert die Daten für Menschen. Es ist zu begrüßen, dass die öffentliche Hand Projekte mit BIM umsetzen möchte. Die Vorhaben werden jedoch scheitern, wenn in der Umsetzung Medienbrüche gefordert werden. Wenn Pläne aus BIM Modellen abgeleitet werden, in denen dann handschriftliche Korrekturen vorgenommen werden.
Dass verteuert und behindert nicht nur Bauprojekte, sondern ist auch wirtschaftsfeindlich, da die Kosten für planende und ausführende Unternehmen steigen.
Für die digitale Transformation ist aber nicht nur die durchgängige Datenverarbeitung essenziell, sondern auch die Verfügbarkeit von Daten. Open Data, der freie und kostenlose Zugang zu Daten unter Wahrung des Datenschutzes und des geistigen Eigentums, ist ein Schlüssel für volkswirtschaftliche Impulse durch die Digitalisierung.
Die von der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau initiierte gemeinschaftliche Aktion der Bauwirtschaft, Sustainable Bavaria, betont die gegenseitige Abhängigkeit zwischen digitaler und ökologischer Transformation.
Kolumne von Dr.-Ing. Markus Hennecke, Vorstandsmitglied der
Bayerischen Ingenieurekammer-Bau, veröffentlicht in der Bayerischen
Staatszeitung vom 23.06.2023
Kolumne in der Bayerischen Staatszeitung
Die Bayerische Ingenieurekammer veröffentlicht einmal im Monat eine Kolumne zu aktuellen Themen in der Bayerischen Staatszeitung. Hier nehmen die Mitglieder des Vorstands der Kammer Stellung zu Themen aus Bauwesen, Politik und Gesellschaft.
Hier haben wir Ihnen alle Kolumnen zum Lesen oder als Download bereitgestellt.
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