26.06.2023 - Regensburg
Studierende des 6. und 7. Semesters in den Fachgebieten Straßenbau sowie Geotechnik und Studierende im Masterstudiengang der Fakultät Bauingenieurwesen an der OTH Regensburg besichtigten zusammen mit Prof. Andreas Appelt und Prof. Dr. Thomas Neidhart Straßenbauarbeiten im Zuge eines der größten ÖPP-Projekte Deutschlands an der A3 und die Bahnbaustelle zur grundlegenden Instandsetzung der Bahnstrecke Nürnberg-Würzburg auf einer Länge von 90 Kilometern.
Der Tag startete mit der Fahrt zur A3-Baustelle. Auf der Fahrt zur A3-Baustelle wurden im Reisebus von Prof. Andreas Appelt bereits abgeschlossene sowie noch laufende Bauvorhaben entlang der A3 erläutert. Vor allem der Neubau der Ingenieurbauwerke war auf der Stecke zum Treffpunkt mit den Verantwortlichen der Autobahn GmbH sehr präsent.
An der Tank- und Rastanlage Steigerwald Nord wurde die Gruppe von den Herren Ried und Legominski von der Autobahn GmbH herzlich begrüßt. Im Rahmen der Besichtigung der Rastanlage wurden den Studenten die Besonderheiten des Baustellenabschnittes nähergebracht. Die Besonderheit der Rastanlage basiert auf einer Bauweise mit Rotunden, um so den Parksuchverkehr auf beiden Seiten der A3 zu ermöglichen, ohne dass die Anlage sofort wieder verlassen werden muss. Zugleich wird die Anzahl von Parkplätzen für Lastkraftwagen von 28 auf 250 erhöht. Vor Ort konnten eine Vielzahl an zeitgleich laufenden Erdbauarbeiten, die Herstellung des Oberbaus, Entwässerungsarbeiten und Ingenieurbauarbeiten besichtigt werden.
Im Anschluss an die Besichtigung vor Ort wurde die Gruppe zu einem Vortrag im Infozentrum der Autobahn GmbH in Geiselwind eingeladen. Zusammen mit Herrn Schmid vom ausführenden Baukonsortium wurde ein detaillierter Überblick über die Hintergründe und die Umsetzung des derzeit größten ÖPP (Öffentlich Private Partnerschaften) Projektes im Straßenbau in Deutschland gegeben. Ausschlaggebend für die Projektform war insbesondere die kurze Bauzeit von nur fünf Jahren und die Vorfinanzierung im Rahmen des Konzessionsvertrages. Das Projekt wird als sogenanntes Verfügbarkeitsmodell abgewickelt und soll 2025 baulich fertiggestellt sein. Anschließend übernimmt das Konsortium noch den Betrieb der Strecke über einen Zeitraum von insgesamt 30 Jahren.
Der Umfang der Baumaßnahme war sehr beeindruckend. Die Baukosten für
den zentralen, rund 80 km langen Abschnitt des sechsstreifigen Ausbaus
der A3 zwischen dem AK Biebelried und dem AK Fürth/Erlangen betragen
rund 1,5 Mrd. Euro bei einem Gesamtinvestitionsvolumen von rund 2,8 Mrd.
Euro. Neben den Bereichen Streckenbau und Landschaftsbau und dem Ausbau
von Tank- und Rastanalgen liegt der Schwerpunkt der Ausbautätigkeiten
im Bereich der Ingenieurbauwerke. Dabei sind insgesamt 101
Brückenbauwerke unter weitgehender Aufrechterhaltung der
Verkehrsverbindungen neu zu erstellen. Außerdem wird der Lärmschutz auf
einer Gesamtlänge von knapp 39 km durch die Anlage von Lärmschutzwänden
mit einer Fläche von 165.000 m² wesentlich verbessert.
Fortgesetzt wurde die Exkursion mit der Besichtigung eines
Sanierungsprojektes auf einer der Hauptstrecken im deutschen Bahnnetz
zwischen Fürth und Würzburg. In 100 Tagen wird hier die zweigleisige
Bahnstrecke auf einer Länge von 90 Kilometern grundlegend saniert.
Die Projektleiter der bauausführenden Firma Spitzke, Armin Klaffik und Florian Bauer, begrüßten die Gruppe am temporären Logistikzentrum Mainbernheim. Herr Hopfenziz, Leiter der Niederlassung Buchloe, erläuterte den Studierenden zunächst die Vorgehensweise sowie die allgemeinen Projektdaten des Gleisumbaus der Bahnstrecke 5910. Die Baukosten des Bauvorhabens belaufen sich auf 60 Millionen Euro. Ein besonderes Augenmerk liegt hierbei auf der Bauzeit. Die Baufirma hat exakt 100 Tage Zeit, den Gleisumbau abzuschließen. Dementsprechend ist eine perfekte Koordination, vor allem mit vorbeifahrenden Zügen unumgänglich.
Mit der anschließenden Baustellenbesichtigung konnten die Studierenden die Ausmaße sowie die Komplexität der Baustelle begutachten. Hier wurde die Besonderheit des Bauens im Bereich von maschineller Gleiserneuerung erlebbar. Für die Gleiserneuerung wurde ein sogenannter Gleisumbauzug betrieben, der von den Mitarbeitern der Firma Spitzke auch „Heinrich der Starke“ genannt wird. Die Maschine kann in einem kontinuierlichen Prozess den Umbau von Gleisen in Kombination mit den Schwellen ermöglichen. Im gezeigten Arbeitsvorgang vor Ort, wurden die alte Schwellenlage sowie die vorhandenen Schienen ausgehoben und durch neue ersetzt.
Die maschinelle Bettungsreinigung wurde aufgrund des engen Zeitplans während der Busfahrt zum Gleisumbauzug kurz erläutert und konnte nicht vor Ort besichtigt werden. Es wurde erklärt, dass die Recycling-, Planumsverbesserung- und Reinigungsmaschine, genannt „Katharina die Große“, für die Planumssanierung sowie der Schotterbearbeitung von Gleisen zum Einsatz kommt. Der Maschinenkomplex ist so ausgelegt, dass die Planumsverbesserung, Bettungsreinigung und Schotterrecycling gleichermaßen abgewickelt werden können. Der vorhandene Boden wird abgetragen und das neue Material der Planumsschutzschicht eingebaut. Anschließend wird das PSS-Material planiert und verdichtet. Der Vorteil der Arbeitsweise ist, dass sämtliche Arbeitsgänge auf einem Gleis verlaufen, ohne erforderliche Sperrung des Nachbargleises.
Zusammenfassend konnten im Rahmen der Exkursion die Themen Straßenumbau- und -ausbau, Verkehr, Erd-, Ober- und Ingenieurbau, die im aktuellen Vorlesungsbetrieb theoretisch vermittelt werden, hautnah erlebt werden. Des Weiteren konnten die Studierenden ebenfalls Einblicke im Bereich des Gleisbaus gewinnen. Prof. Appelt und Prof. Neidhart bedanken sich sehr herzlich bei allen beteiligten Firmen und Behördenvertretern, die den Studierenden diese Einblicke ermöglichten.
Autoren:
Quelle: Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg, Text: Florian Bauer, Andreas Appelt, Fotos: Andreas Appelt, Florian Bauer, Markus Frank und Stefanie Hofmann
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