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Interview mit Dipl.-Ing.(FH) Christian Eberl: Auf dem Weg zum klimaneutralen Ingenieurbüro

Erfahrungen, Maßnahmen und Herausforderungen, um das eigene Ingenieurbüro klimafreundlicher zu machen

20.09.2023 - München

Interview mit Dipl.-Ing.(FH) Christian Eberl: Auf dem Weg zum klimaneutralen Ingenieurbüro

Im Interview berichtet Dipl.-Ing.(FH) Christian Eberl über seine Erfahrungen und die Herausforderungen auf dem Weg, das eigene Ingenieurbüro klimafreundlicher zu betreiben. Christian Eberl ist geschäftsführender Gesellschafter der Team für Technik GmbH. Er ist Mitglied der Vertreterversammlung der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau und engagiert sich im Ausschuss „Öffentlichkeitsarbeit“ und den Arbeitskreisen „Nachhaltige Energieversorgung und Infrastruktur“ sowie „Traineeprogramm“.

Interview mit Dipl.-Ing.(FH) Christian Eberl

Herr Eberl, Sie sind geschäftsführender Gesellschafter eines Ingenieurbüros für technische Gebäudeausrüstung. Warum gehen Sie den Weg zum klimaneutralen Ingenieurbüro?

Als Ingenieurbüro für Energie- und Versorgungstechnik haben wir uns vor 25 Jahren bei der Gründung schon auf ökologische Energieerzeugung und den Einsatz von Umweltenergie spezialisiert. Wir haben seitdem einige kleinere Dinge für unser Büro beachtet, wie ein kleines Poolfahrzeug, Dienstreisen vorwiegend mit der Bahn zu unternehmen oder wiederaufladbare Batterien für Tastaturen und Mäuse eingeführt.

Jedoch mit der zunehmenden Debatte und sicht- und spürbaren Auswirkungen des Klimawandels sind wir alle weitaus mehr gefordert ins Handeln zu kommen. Zwar beinhalten mittlerweile fast alle unsere laufenden Projekte einen starken Nachhaltigkeitsansatz, jedoch kam die Initiative durch unsere Mitarbeitenden, als Büro selbst noch mehr zu tun. Das sehen wir in der Geschäftsführung genauso.

Wir als Ingenieurinnen und Ingenieure, die tagtäglich mit Energiefragen zu tun haben und unsere Auftraggeber hinsichtlich Energieeinsparung und CO2 Emissionsreduktion beraten, sollten mit gutem Beispiel vorangehen.

Also standen eines Tages ein paar Ihrer Mitarbeitenden in Ihrem Büro und meinten, Ihr Büro muss jetzt klimaneutral werden?

Ganz so plötzlich und formell war der Vorgang nicht. Auf Initiative einiger junger Kolleginnen und Kollegen wurde unser Nachhaltigkeitsstammtisch Anfang 2021 gegründet. Da wurden schon viele Ideen gesammelt, Beschaffungsprozesse untersucht und Verbesserungsvorschläge hinsichtlich der Nachhaltigkeit erarbeitet.

Da sich die KollegInnen jedoch alle außerhalb der Arbeitszeit getroffen haben und für viele Themen im Büroalltag schnell die Zeit fehlt, haben wir eine Masterthesis mit dem Titel „Klimaneutrales Ingenieurbüro“ ausgeschrieben. Wesentlicher Inhalt der Arbeit war, ähnlich wie bei einem Energieaudit, unseren Gesamtenergieverbrauch zu analysieren, daraufhin eine CO2 Bilanz aufzustellen und Effizienzmaßnahmen aufzuzeigen.

So entstand ein Maßnahmenkatalog mit ca. 25 Maßnahmen und einer detaillierten Übersicht zu Investitionskosten, Energie- und CO2 Einsparpotenzial und Amortisationszeiten. Die Ergebnisse haben uns in der Geschäftsführung ehrlich gesagt überrascht. Insgesamt haben wir ein Einsparpotenzial von CO2 Emissionen um 86% bis 2025 ermitteln können, welches wir versuchen werden zu erreichen.

Und wie läuft es mit der Umsetzung der Maßnahmen?

Nun, der Maßnahmenkatalog ist seit September 2022 fertig. Wir haben an den Standorten, wo es ging, Ökostromverträge abgeschlossen und unsere Beschaffung im Büro auf zertifizierte Produkte umgestellt (z.B. Bio Kaffee oder Bio Milch); die Mehrkosten sind tatsächlich überschaubar. Des Weiteren sind wir dabei, unsere Firmenfahrzeuge auf elektrische oder hybride Modelle umzurüsten.

Wir haben ein Konto bei einer nachhaltig handelnden Bank eröffnet und wollen für das kommende Jahr Gespräche mit unseren Vermietern über eine mögliche Umstellung der Wärmeerzeugung führen. Nachdem sich alle Bürostandorte in Mietsgebäuden befinden, haben wir natürlich an manchen Stellen, wie z.B. bei der Heizung der Gebäude, oft nur eingeschränkten Einfluss auf die Nachhaltigkeit der Büros.

Was wir zudem festgestellt haben, ist, dass sich einige Ideen mit Sowieso-Maßnahmen im Betrieb überschneiden. Da möchte ich vor allem unseren digitalen Umzug in die Cloud nennen. Durch die Verlagerung unserer IT von lokalen dezentralen Servern auf zentrale Rechenzentren sparen wir ca. 30% Endenergie in diesem Bereich ein. 

Ein weiteres Beispiel dafür ist die Einführung einer Regel zur mobilen Arbeit. Wir haben gute Erfahrungen während der Pandemie damit gemacht und so kann pauschal 40% der Arbeit auch im Homeoffice erbracht werden. Allein dadurch sparen wir uns schon einen sehr großen Teil CO2 Emissionen ein, da ca. 1/3 der Gesamtemissionen von TFT auf Pendelfahrten zur Arbeit entfallen. Es sind auch ambitioniertere Ideen mit dabei, wie eine mitarbeiterfinanzierte Photovoltaikanlage auf dem vermieteten Dach am Hauptstandort, wobei ich schon zugebe, dass es Maßnahmen gibt, die deutlich leichter umzusetzen und mit weniger Risiko behaftet sind.

Sie sagen also, dass Sie selbst als Ingenieurbüro für nachhaltige Energie- und Versorgungslösungen mit ca. 100 Mitarbeitenden nicht alle Maßnahmen umsetzen wollen oder werden?

Nein, das würde ich so nicht sagen. Wir haben das Glück, engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für dieses Thema im Haus zu haben, von denen man auch gerne Ratschläge und Ideen annimmt. Dafür haben wir auch eine eigene Kostenstelle mit Budget für ca. 10-20 h/Monat geschaffen.

Klimaneutralität bedeutet im Moment noch eine gewisse unternehmerische Herausforderung, die wir bereit sind anzugehen, und bestimmt noch an die ein oder andere Hürde kommen werden. Wir müssen da einfach dranbleiben; nicht nur aus unserem auf Nachhaltigkeit fokussierten Selbstverständnis heraus und wegen eines grünen Images, sondern auch wegen möglicher kommender gesetzlicher Vorgaben.

Außerdem werde ich natürlich bzgl. Energieeffizienz und Nachhaltigkeit als authentisch und glaubwürdig wahrgenommen, wenn ein Projektleiter auch mal mit dem Fahrrad auf dem Ortstermin auftaucht.

Sie spielen auf die sogenannten ESG-Kriterien für die Nachhaltigkeitsbewertung eines Unternehmens an und die Einhaltung möglicher Mindestkriterien für künftige Aufträge?

Korrekt, ich glaube im Moment lässt sich das für unsere Branche noch nicht ganz fassen, allerdings sind wir, so wie es scheint, auch ab 2027 zur Erstellung und Veröffentlichung eines jährlichen Nachhaltigkeitsberichts verpflichtet. Schon jetzt liegen uns Dienstleistungsverträge unserer Auftraggeber vor, die nachhaltiges Handeln fordern.

Auch hier würde sich mit einer gesetzlichen Pflicht eine Sowieso-Maßnahme ergeben, denn mit der CO2 Bilanz unseres Büros haben wir hier wertvolle Vorarbeit geleistet. Unsere Verwaltung ist nun in der Lage, z.B. die Verbrauchswerte der Nebenkostenabrechnungen in ein kleines Excel-Tool einzugeben und so können wir mit wenig Aufwand unseren Fortschritt messen.

Das heißt, an sich haben Sie einen Weg eingeschlagen, den alle mehr oder weniger freiwillig beschreiten werden. Was würden Sie denn Ihren Kolleginnen und Kollegen der vielen kleinen Ingenieurbüros empfehlen? Insgesamt scheint schon ein hoher Aufwand mit dem Thema verbunden zu sein.

Da gebe ich Ihnen Recht. Vermutlich würde ich mich in einem 5-Personen Betrieb nicht mit dem Thema CO2 Bilanz auseinandersetzen wollen, weil einfach noch weniger Ressourcen dafür zur Verfügung stehen. Es gibt hier meines Wissens aber auch kleinere Büros, als wir es sind, die sich mit dem Thema intensiv auseinandergesetzt haben und bestimmt schon weiter sind.

Ganz konkret kann ich hier auf den Arbeitskreis „Klimaneutrales Ingenieurbüro“ der Bayerischen Ingenieurekammer Bau verweisen. Hier sind wir auch vertreten und der AK hat einen Fragebogen entwickelt, der die Mitglieder der BayIKa bei der CO2 Bilanzierung und auf dem Weg zur Klimaneutralität mit einfachen Fragen unterstützt. Das Wichtigste wäre meines Erachtens nach, einmal eine CO2 Bilanz aufzustellen und dann die größten Stellschrauben für sein Unternehmen zu identifizieren.

Vielen Dank für ihre Zeit Herr Eberl. Wir würden Sie gerne beizeiten wieder kontaktieren und freuen uns schon über den ein oder anderen Erfolg berichten zu können.

Ja, sehr gerne. Das würde uns auch freuen. Vielen Dank auch Ihnen. Bis bald.


Weitere Informationen


Auf dem Weg zum klimaneutralen Ingenieurbüro

Mehr Infos zum 
klimaneutralen Ingenieurbüro

Der Arbeitskreis „Klimaneutrales Ingenieurbüro“ beschäftigt sich mit der Frage, wie man das eigene Büro effizient umgestaltet kann, ohne dabei den alltäglichen Geschäftsablauf zu beeinträchtigen und entwickelt gerade ein Bewertungstool zur Ermittlung der CO2-Emmissionen im Büro. Dazu haben die Mitglieder des Arbeitskreises Analyse- und Bewertungsmöglichkeiten ausgearbeitet, wie Ingenieurbüros ihre CO2-Emissionen ermitteln und darauf aufbauend Einsparungs- und Kompensationsmöglichkeiten in die Wege leiten können.

Ziel ist es, den Kammermitgliedern mittelfristig die Möglichkeit zu geben, die Emissionen ihrer Büros zu ermitteln und bestätigen zu lassen. Vor der Einführung eines solchen Bewertungstools sollen die Auftraggeber und die Vertreterversammlung eingebunden und befragt werden, ob die bisherigen Analyse- und Bewertungsansätze zu den CO2-Emissionen den ihrerseits geforderten Nachhaltigkeitsstandards, beispielsweise bei Vergabeverfahren, entsprechen.

Interview mit Sabrina Danger und Benjamin Domnick vom Arbeitskreis „Klimaneutrales Ingenieurbüro”

Sabrina Danger und Benjamin Domnick vom Arbeitskreis „Klimaneutrales Ingenieurbüro”

Sabrina Danger und Benjamin Domnick vom Arbeitskreis „Klimaneutrales Ingenieurbüro” der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau berichten im Interview über ihre Erfahrungen und die Herausforderungen, wie das eigene Ingenieurbüro klimafreundlicher betrieben werden kann. Der Arbeitskreis beschäftigt sich mit der Frage, wie man das eigene Büro effizient umgestaltet kann, ohne dabei den alltäglichen Geschäftsablauf zu beeinträchtigen und entwickelt gerade ein Bewertungstool zur Ermittlung der CO2-Emmissionen im Büro.

Foto Christian Eberl: Marc Oeder / Team für Technik GmbH; Grafik unten: Designed by freepik, Foto Frau Danger und Herr Domnick: BayIka-Bau

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