22.01.2025 - Fürth
In der Rekordgeschwindigkeit von rund 13 Monaten ist in Fürth Deutschlands höchstes Mietshaus mit tragenden Wandelementen aus Massivholz errichtet worden. Der hohe Vorfertigungsgrad der Holzwände sowie der Fertigbäder hat die Nachverdichtung im bestehenden Wohngebiet unter geringstmöglicher Belastung der Anwohner ermöglicht.
Das neue Mietshaus hat acht Geschosse, steht in Fürth auf der Hardhöhe und ist – laut der städtischen Wohnbaugesellschaft (WBG) – das höchste Mietshaus in Deutschland, das in Holz-Hybrid-Bauweise erstellt wurde.
Im September 2023 erfolgte der Spatenstich für das Vorzeigeprojekt in der Komotauer Straße 14 in Fürth. Insgesamt entstehen 24 geförderte Mietwohnungen, allesamt barrierefrei und mit dem Ziel einer leistbaren Miete, schnellen Fertigstellung und vor allem der Nachhaltigkeit. Nun können die Mietenden die Wohnungen beziehen.
In dem bestehenden Wohngebiet konnte die B&O Bau in nur wenig mehr als einem Jahr ein achtgeschossiges, voll unterkellertes Mehrfamilienhaus mit 24 Wohneinheiten in Holzhybrid-Bauweise errichten.
Derzeit handelt es sich bei dem ästhetisch äußerst ansprechenden Gebäude aus Holz- und Betonelementen um das höchste Mietshaus mit tragenden Massivholzwänden in ganz Deutschland.
Der hohe Vorfertigungsgrad der verwendeten Holzwandelemente sowie der vor Ort eingebauten Fertigbäder aus eigener Produktion war ausschlaggebend für die schnelle und reibungslose Nachverdichtung in urbaner Umgebung. Die Lärm- und Schmutzbelästigung, die eine Großbaustelle für die Anwohner üblicherweise mit sich bringt, konnte so auf ein Minimum reduziert werden.
Dank des intelligenten Materialmixes, der bei dem umweltfreundlichen Neubau zum Tragen gekommen ist, erfüllt der moderne Holzhybrid in der Komotauer Straße in Fürth die energetischen Standards eines Effizienzhauses 55.
Besonderheiten
Die Nachfrage nach Wohnraum in Fürth, insbesondere nach modernem und bezahlbarem Wohnraum, ist weiterhin hoch. Die WBG Fürth hat sich in den letzten Jahren breit aufgestellt und verschiedenste Projekte realisiert.
Rolf Perlhofer, Geschäftsführer der WBG Fürth: „Das Projekt bereichert unser Wohnquartier auf der Hardhöhe nicht nur durch seine zentrale Top-Lage mit direkter Anbindung an die U-Bahn, sondern bietet dank Carsharing und der VAG-Fahrradstation innovative Mobilitätsalternativen – ein eigenes Auto ist hier nicht mehr nötig. Gleichzeitig setzen wir mit diesem Projekt ein Zeichen für nachhaltige Stadtentwicklung: Mit einer sinnvollen Nachverdichtung durch Ersatzneubau schaffen wir mehr Wohnraum bei minimierter Flächenversiegelung und setzen auf eine zukunftsorientierte, umweltbewusste Bauweise.“
Aufgrund der positiven Erfahrungen aus den letzten Projekten in serieller Holz-Hybrid-Bauweise stellte sich die WBG Fürth mit dem Projekt Komotauer Straße 14 einer neuen Herausforderung. So entstand das erste 8-geschossige Mietwohnhaus mit tragenden Massivholzwänden in Deutschland.
In Bayern ist es sogar des erste 8-geschossige Gebäude in dieser Bauweise überhaupt neben dem ursprünglichen Forschungsgebäude „Holz 8“ der Baufirma B&O Bau auf dem B&O Parkgelände in Bad Aibling (Quelle: Internationale Datenbank des Council on Tall Buildings, - Gesamtbewertung der höchsten Holzmassivgebäude weltweit, Bewertungsgrundlage Mindesthöhenschwellenwert acht Stockwerke).
„Damit die Klimaziele erreicht werden können, ist auch im Bau ein Umdenken gefragt. Wir freuen uns, dass der Rohstoff Holz nun auch vermehrt in anderen Regionen für den Wohnungsbau zum Einsatz kommt,“ erklärt WBG Fürth Geschäftsführer Rolf Perlhofer: „Besonders in Verbindung mit Stahlbeton und tragenden Holzstützen werden so auch künftig noch höhere Gebäude ermöglicht. Eine Konstruktion mit tragenden Massivholzwänden aus Nadelschnittholz in dieser Höhe ist allerdings deutschlandweit einzigartig.“
Ziel des Projektes war es, möglichst viel Wohnraum ohne weiteren Flächenverbrauch zu schaffen. „Bebaubare Grundstücke sind eine Rarität, wir suchen daher stetig nach sinnvollen Nachverdichtungsmöglichkeiten. Wir vertreten die Meinung, dass vor allem innerörtlich das Bauen in die Höhe aufgrund des geringeren Flächenverbrauchs einen absolut sinnvollen Weg darstellt, um neuen Wohnraum zu schaffen. Selbstverständlich muss dies immer individuell betrachtet werden. Bei diesem Projekt konnten wir nach enger Abstimmung mit dem Baureferat dieses Vorhaben umsetzen.“ so Rolf Perlhofer Geschäftsführer der WBG Fürth.
Das Bestandsgebäude auf dem Baugrundstück war stark renovierungsbedürftig und entsprach in der Grundrissführung nicht mehr den heutigen Anforderungen an Wohnraum und umfasste nur 8 Wohneinheiten. Eine Sanierung war somit weder technisch noch wirtschaftlich sinnvoll.
Im Vergleich (Angabe von Circa-Werten):
Altgebäude | Neubau | |
---|---|---|
Grundfläche ca. | 400 m² | 323 m² |
Wohneinheiten ca. | 8 | 24 |
Wohnfläche ca. | 567 m² | 1.773 m² |
Objekte bis oder über die Hochhausgrenze haben den Vorteil, dass viel Wohnraum bei wenig Flächenverbrauch geschaffen wird und so die Versiegelung gering gehalten werden kann. Durch die bereits bestehende Erschließung des Grundstücks wird die Versiegelung zudem weiter minimiert. Ein weiterer positiver Nebeneffekt ist zudem, dass bei einem Ersatzneubau meist auf umfangreiche Baumfällungen verzichtet werden kann.
Natürlich muss sich ein solches Gebäude auch in die Umgebung einfügen. Der Standort in der Komotauer Straße 14 eignete sich aufgrund der umliegenden Bebauung sehr gut. Festzuhalten ist auch, dass es sich bei diesem Vorhaben um kein Hochhaus handelt, denn in Bayern werden Hochhäuser mit mehr als 22 m Höhe des Fußbodens des letzten Wohngeschosses definiert. Das Gebäude grenzt mit knapp 20 m an die Hochhausgrenze.
Das Hauptargument für diese Bauweise liegt in der Nachhaltigkeit. Im Vergleich zur herkömmlichen Massivbauweise in Stahlbeton können durch die Holz-Hybrid-Bauweise 70% der CO₂-Produktion im Bauprozess eingespart werden.
Des Weiteren war zum einen die schnellere Bauzeit ein gutes Argument für die Bauweise, da pro Geschoss i.d.R. nur 5 Werktage Bauzeit für den Rohbau benötigt werden. Leider kam es bei diesem Vorhaben im Zuge der Rohbaufertigstellung zu einer Unterbrechung, aufgrund eines Kälteeinbruchs im Dezember 2023 und vorherigen Starkregenereignissen.
Daher wurde die Bauzeit nun um ca. 2 Monate verlängert. Insgesamt wurde für dieses Projekt mit einer Gesamtbauzeit von 13 Monaten gerechnet. Möglich wurde dies durch den hohen Vorfertigungsgrad (hierzu Näheres in der Anlage zu dieser Presseinformation).
Ein weiterer Vorteil für den Bauherren ergibt sich bereits in der Planungsphase, welche normalerweise umfangreiche Kapazitäten hausintern bindet. Die serielle Bauweise und Standardisierung bedeutet für die WBG Fürth vor allem in der Projektentwicklungsphase eine erhebliche Zeitersparnis. So kann Kapazität für weitere wichtige Aufgaben geschaffen werden.
Die Standardisierung bringt aber auch einige Hürden mit sich. Das Grundstück muss für das entsprechende Fertighaus ausgelegt sein. Das Verfahren kann daher nur im Rahmen der örtlichen Gegebenheiten angewandt werden. Auch sind die Grundrisse vorgegeben und können nur bedingt geändert werden. Gerade bei gefördertem Wohnraum stellt dies ggf. Probleme dar, da strenge und unterschiedliche Vorgaben seitens der Regierungen bestehen können. Auch die jeweiligen Landesbauordnungen stellen ein Problem dar. Somit ist hier eine gewisse Flexibilität bzw. Toleranz in Hinblick der Möglichkeiten aller Beteiligten gefragt.
Für die Maßnahme wurden Zuschüsse des Freistaates Bayern des Programms „Wohnungspakt Bayern“ in Anspruch genommen. Neben der Grundförderung hat die WBG Fürth einen weiteren Nachhaltigkeitszuschuss erhalten, da über die ohnehin bestehenden kommunalen Vorgaben hinaus, weitere Nachhaltigkeitsaspekte erfüllt werden:
Klimaanpassungsmaßnahmen:
Einsatz nachwachsender Rohstoffe durch die Holz-Hybrid-Bauweise:
Holz ist derzeit ein sehr beliebtes Baumaterial und löst das Baumaterial Beton, welches auch positive Eigenschaften hat, immer mehr ab. Beide Materialien in Kombination bringen aber viele Vorteile mit sich. Die Bauweise ist eine nachhaltige Methode, da die Verwendung von Stahlbeton minimiert wird. Stattdessen spielt Holz eine große Rolle. Im Vergleich zur herkömmlichen Massivbauweise in Stahlbeton kann somit 70 % der CO₂-Produktion im Bauprozess eingespart werden. Die zusätzliche Besonderheit bei dem WBG-Projekt: Es handelt sich um ein Systemhaus.
Hierzu hat sich die WBG Fürth einen erfahrenen Partner an die Seite geholt. Die Firma B&O Bau und Projekte GmbH errichtet bereits seit einigen Jahren Systemhäuser in Holz-Hybrid-Bauweise und hat diese auf Basis ihrer Erfahrungen in der Praxis immer weiterentwickelt. Auch für die Firma B&O ist es der erste 8-Geschosser „in freier Wildbahn“.
Es wurden verschiedene Typen der Systemhäuser angeboten. Die tragenden Wände wurden aus Holz und die Decken aus Beton (Hohlkörper-Decke) gefertigt, um einen ausreichenden Schall-, Brand- und Witterungsschutz zu erreichen. Die Wände stammen aus Produktion im eigenen Holzwerk. Auch die Bäder wurden als modulares Fertigteil, ebenfalls aus eigener Produktion, fast vollständig als Fertignasszellen fertig geliefert.
Die Außenwände, welche vollständig aus Holz bestehen, wurden i.d.R. in zwei fertigen Teilstücken je Fassadenseite angeliefert. Das bedeutet, dass die Holzwand bereits mit der notwendigen Außen- und Innendämmung sowie der abschließenden Holzfassade versehen war. Zudem waren bereits die Fenster, inkl. Rollläden eingebaut und Trockenbauplatten als innenseitige Wandverkleidung angebracht, sodass später nur noch verspachtelt und gestrichen werden muss. Die Fertigteile wurden vor Ort fixiert und durch die Treppenhauswände, welche aus statischen Gründen aus Beton bestehen, sowie den tragenden Zimmerwänden, welche wiederum aus Holz bestehen, ergänzt. Vor Einbringung der jeweiligen Geschossdecke, wurden noch die Fertigbäder eingesetzt.
Da der Bau großenteils aus Holz besteht, ist der Schutz gegen Witterung und Nässe besonders wichtig. Dies wurde durch entsprechende wasserabweisende Schutzfolien gewährleistet.
Nach der Rohbaufertigstellung erfolgte der Innenausbau. Neben der Elektro- und Sanitärinstallation, mussten noch die Wände verputzt und gestrichen sowie der Bodenbelag eingebracht werden. Zudem mussten in den Allgemeinbereichen noch Fliesenarbeiten erfolgen. Die Balkonanlagen wurden ebenfalls als Fertigteil vorgestellt.
Durch den hohen Vorfertigungsgrad war insgesamt mit einer zeitlichen Ersparnis im Vergleich zu herkömmlichen Bauweisen zu rechnen. Der Bauzeitenplan sah hier eine Bauzeit von 13 Monaten vor. Die Planung stammt von der Architektin Susann Wötzel aus Dresden.
Bauherr
Architektur
Bauzeitraum
Leistungsumfang
Gebäudezahlen
Energiekonzept
Bauorganisation
Überblick
Quellen: WBG Wohnungsbaugesellschaft der Stadt Fürth mbH, B&O Bau GmbH, Fotos: WBG Wohnungsbaugesellschaft der Stadt Fürth mbH (1,2), B&O Bau GmbH / Simon Malik (3,4,5)
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