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Infrastrukturpaket - Ingenieursachverstand einbeziehen!

Kolumne von Dr.-Ing. Markus Hennecke, Vorstandsmitglied der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau, veröffentlicht in der Bayerischen Staatszeitung vom 28.03.2025

28.03.2025 - München

 
 
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Mit einer breiten politischen Mehrheit wurde der Weg für das Infrastrukturpaket von 500 Mrd. Euro frei gemacht „Zielgerichtet Geld für die Infrastruktur auszugeben, ist ein guter Impuls. Die berechtigten Forderungen aus Sicht unserer Kinder und Enkel sind, dass das Geld genutzt wird, um die Infrastruktur fit und resilient für die Zukunft zu machen. Die Politik ist gut beraten, die Ingenieurinnen und Ingenieure anzuhören und ihre Hinweise ernst zu nehmen, damit die Gelder maximal effizient und nutzbringend eingesetzt werden. Das sind wir den nachfolgenden Generationen schuldig“, sagt unser Vorstandsmitglied Dr.-Ing. Markus Hennecke in der aktuellen Kammerkolumne in der Bayerischen Staatszeitung.

Kommentar / Kolumne

Infrastrukturpaket - Ingenieursachverstand einbeziehen!

Eigentlich könnten wir, die am Bau beteiligten Ingenieurinnen und Ingenieure, uns zufrieden zurücklehnen. Die gesamte Community, eingeschlossen die Bayerische Ingenieurekammer–Bau, hat regelmäßig in Veröffentlichungen und politischen Gesprächen auf die Bedeutung der baulichen Infrastruktur für unsere Zivilisation hingewiesen. Ihre Finanzierung, insbesondere die des Erhalts, wurde über Jahrzehnte vernachlässigt.

Nun tut sich etwas. Mit einer breiten Mehrheit hat der Bundestag den Weg frei gemacht für einen Sondertopf. 500 Mrd. Euro, eine riesige Summe. Bis 2037 stehen jährlich 42 Mrd. Euro zur Verfügung, etwa 4% der aktuellen Steuereinnahmen.

Ein etwas spöttischer Blick lässt das Sondervermögen für die Infrastruktur jedoch zum Scheinriesen wie bei Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer werden.

Der Ansatz, zielgerichtet Geld für die Infrastruktur auszugeben,
ist ein guter Impuls.  Auch wenn nachfolgende Generationen
mit Schulden belastet werden, würde ein
„weiter wie bisher“ sie doppelt treffen. 

Erstens hemmt eine marode Infrastruktur die Entwicklung des Landes und zweites ist sie, als Erbe übergeben, ebenfalls eine finanzielle Bürde.

Infrastruktur fit und resilient für die Zukunft machen

Die berechtigten Forderungen aus Sicht unserer Kinder und Enkel sind, dass das Geld genutzt wird, um die Infrastruktur fit und resilient für die Zukunft zu machen.

Infrastruktur meint das gesamte Spektrum baulicher Strukturen, die die Grundlage für das Leben in einer Kulturlandschaft bilden. Gebäude des Gemeinwesens, Krankenhäuser, Schulen, Kindergärten, der öffentliche Personenverkehr, Brücken, die Versorgungsleitungen für Wasser, Strom, Wärme und Entsorgung von Abwasser oder digitale Infrastruktur vom Glaserfaserkabel bis zu Rechenzentren.

All dies wird täglich selbstverständlich in Anspruch genommen. Einmal erstellt bleiben die Bauten jedoch nicht auf Dauer in der gleichen Qualität. Nutzung und Umwelteinflüsse nagen an der Substanz. Je weiter die Objekte aus dem Auge der Öffentlichkeit entfernt sind, z.B. weil sie unterirdisch liegen, desto größer sind bauliche Defizite.

Klimawandel erfordert neue Infrastrukturen

Die vorhandenen Infrastrukturen sind volkswirtschaftlich ein großer Wert. Daher ist ihr Erhalt wichtig. Aber die Randbedingungen, in denen sie errichtet wurden, haben sich nicht nur technologisch geändert. 

Auch der Klimawandel erfordert neue Infrastrukturen. Unser Land muss resilienter gegenüber Wetterextremen werden. Wasserfluten, Hitzeperioden oder Sturmereignisse sind Realität in Europa. Sowohl der bauliche Hochwasserschutz als auch die Anpassung der Siedlungsstrukturen, die Städte grüner macht und Wasser versickern lässt, müssen auf die neuen Realitäten hin angepasst werden.

Auf die Auswirkungen des Klimawandels darf nicht nur reagiert werden. Vielmehr müssen wir proaktiv handeln. Klimaneutralität fällt nicht vom Himmel, sie muss unter anderem durch Investitionen in Infrastruktur für Strom, Wärme und Mobilität vorangetrieben werden.

Wir stehen nun vor der Situation, dass viele Projekte angeschoben und umgesetzt werden sollen und können. Es wird notwendig sein, abzuwägen: 

  • Welche Ansätze haben kurzfristig Wirkung? 
  • Welche wirken eher in der Zukunft? 
  • Welche Ziele werden verfolgt? 
  • Welchen Hebel haben die Maßnahmen? 

Wir müssen diese Aufgaben priorisieren. Es kann unter Umständen auch sinnvoll sein, Projekte nicht umzusetzen, die aktuell noch auf der Agenda stehen. Am Ende muss das möglichst beste Ergebnis herauskommen. Die Analysen dürfen jedoch nicht zu Lasten der Umsetzungsgeschwindigkeit gehen.

Sachverstand und Expertenwissen der Ingenieurinen und Ingenieure einbziehen

In den nun folgenden politischen Prozessen um die Verwendung der finanziellen Mittel muss interdisziplinär Sachverstand und Expertenwissen einfließen. 

Die am Bau tätigen Ingenieurinnen und Ingenieure sind aufgefordert, ihr Wissen und ihre Erfahrung in die Entscheidungsprozesse einzubringen. Ob als Angestellte, Beamte oder Beratende Ingenieure. Ob in der Wissenschaft, in der Planung oder in der Umsetzung von Projekten. 

Und die Politik ist gut beraten, die Ingenieurinnen und Ingenieure
anzuhören und ihre Hinweise ernst zu nehmen,
damit die jetzt beschlossenen Gelder maximal effizient
und nutzbringend eingesetzt werden.

Das sind wir den nachfolgenden Generationen schuldig. 

Die Bayerische Ingenieurekammer-Bau ist bereit, sich mit ihrer Expertise in die Entscheidungsprozesse einzubringen.

Kolumne von Dr.-Ing. Markus Hennecke, Vorstandsmitglied der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau, veröffentlicht in der Bayerischen Staatszeitung vom 28.03.2025

Kolumne zum Download

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Foto: Tobias Hase

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